Krimis & Thriller
Der erste, aber hoffentlich längst nicht letzte Fall für Jane Austen: Cosy Crime meets Regency Romance
Steventon in der Grafschaft Hampshire, 1795: Die später erfolgreiche Schriftstellerin Jane Austen ist Ende des 18. Jahrhunderts eine selbstbewusste, temperamentvolle und witzige junge Frau im heiratsfähigen Alter; genau wie ihre späteren Heldinnen Emma Woodhouse oder Elizabeth Bennet. Und Jane weiß: Für sie und ihre Freundinnen gibt es nichts Wichtigeres, als schleunigst eine gute Partie zu machen. da trifft es sich gut, dass sie mit Tom Lefroy den Gentleman ihres Herzens gefunden zu haben scheint. Seit einiger Zeit verbringen die beiden Stunden in Heimlichkeit. Jane hofft auf eine Verlobung. Doch bevor Tom sie beim Ball in Deane House fragen kann, kommt ein Mord dazwischen. Plötzlich ist alle Romantik beim Teufel, als in einem Wäscheschrank die Leiche einer Frau gefunden wird.
Jane erkennt in der Toten die französische Hutmacherin Madame Renault - und bemerkt, dass an deren Hals eine Kette fehlt. Weil Friedensrichter Craven sich nicht sehr für die Sache zu interessieren scheint und den Täter in einer Gruppe von Vagabunden vermutet, sammelt die scharfsinnige Jane nach und nach immer brisantere Informationen. Bis der Richter ihr eine schockierende Nachricht überbringt: Die verschwundene Kette wurde bei Janes geistig eingeschränktem Bruder Georgy gefunden. Er landet im Gefängnis und soll im Februar 1796 des Diebstahls angeklagt werden. Oder noch schlimmer: des Mordes? Dabei kann Georgy noch nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun. Jetzt bleiben Jane noch sechs kurze Wochen, um den wahren Täter zu finden, sonst droht dem gutmütigen Georgy der Galgen.
Jane ermittelt unter Hochdruck und findet unter anderem heraus: Madame Renault hieß in Wahrheit Renard, war nicht Französin, sondern höchstwahrscheinlich Belgierin sowie eine Meisterin im Klöppeln von Spitze. Auch war die Ermordete froher Erwartung. Womöglich von Sir John Harcourt, auf dessen Anwesen die Tat stattfand und den offenbar hohe Schulden drückten. Auch gibt es weitere Tatverdächtige; darunter Sir Johns Sohn, zudem mit Jack Smith ein enger Vertrauter der Familie Austen. Jane muss sich beweisen ...
Crime-Time, die selbst einer Agatha Christie große Freude bereiten würde - was Jessica Bull schreibt, sorgt beim Leser für Begeisterung über viele, viele Stunden lang. Ihre Romane zu lesen, ist der beste Zeitvertreib überhaupt. Die Fälle für Jane Austen zaubert einem ein extrabreites Lächeln auf den Lippen. Mit dieser Reihe erfährt man ein Krimivergnügen weit entfernt von Langeweile. Band eins, "Die glücklose Hutmacherin", ist das gelungene Debüt einer hoffnungsvollen Schriftstellerin. Es braucht nur wenige Sätze, um zum Schluss zu kommen: Man will mehr, viel, viel mehr aus Bulls Feder lesen. Ihre Bücher sind der beste Grund, seine Freizeit nur noch lesend zu verbringen. Euphorie vom ersten bis zum letzten Satz ist hier absolut garantiert. Und das auch nach der zehnten Lektüre!
Unbedingt mehr Autorinnen wie Jessica Bull braucht die (Krimi-)Literaturwelt! Mit ihrem Debüt "Die glücklose Hutmacherin" rockt die Britin die Szene wie einst Bella Ellis mit ihrer Reihe um die Brontë-Schwestern. Wenn Jane Austen ermittelt, dann wird einem ganz schwindelig. Ihre Fälle machen richtig großen, darüber hinaus amüsanten, aber auch spannenden Spaß. Kein Wunder, dass man von diesen partout nicht genug bekommen kann!
Susann Fleischer
27.05.2024