Krimis & Thriller

Leo Stanhope: ziemlich geniale Konkurrenz für Sherlock Holmes und Co.; seine Fälle = historische Krimis par excellence

Eigentlich will der junge Leo Stanhope nichts mehr, als im London des Jahres 1880 ein ruhiges Leben zu führen: Er arbeitet als Assistent in der Gerichtsmedizin, wohnt zur Untermiete bei einem verwitweten Apotheker, geht dienstags zum Schach und jeden Mittwoch in der Bordell in der Half Moon Street, um seine große Liebe Maria zu sehen. Sonst versucht Leo die meiste Zeit des Tages, Menschen zu meiden; zumindest die lebenden. In der Pathologie hat er es indes mit Leichen zu tun, wie zum Beispiel mit der von Jack Flowers, offenbar das Opfer eines tragischen Unfalls. Allerdings ist etwas seltsam bei diesem Todesfall: Laut seiner Frau konnte Jack schwimmen wie ein Fisch. Und was hat es mit der Ale-Flasche auf sich, in die das Wort "Mercy" eingeritzt ist?

Ehe Leo der Sache auf die Spur gelangen kann, beschäftigt ihn ein persönliches Drama. Auf seinem Tisch landet eine zweite Leiche aus der Themse, und ihr Anblick wirft Leos Leben gewaltsam aus der Bahn: Es ist Maria, seine große Liebe. Und sie wurde ermordet. Doch Leo bleibt kaum Zeit zu trauern, denn wenig später wird er als Tatverdächtiger festgenommen und muss die Nacht in einer Gefängniszelle verbringen. Kaum wieder in Freiheit beschließt Leo, auf eigene Faust den Mörder zu suchen. Dabei stellt sich heraus, dass er sie wahre Maria kaum kannte. Wie er barg auch sie so manch dunkles Geheimnis. Nur droht seines ans Licht zu kommen - und das könnte ihn das Leben kosten. Denn auch Leo ist nicht derjenige, für den der Rest der Welt ihn hält ...

Crime-Time von einer Genialität, dass deren Lektüre einen in pure Euphorie versetzt, es einen sogar vom Hocker haut - was Alex Reeve schreibt, gehört zu den absoluten Highlights in der (historischen) Krimiliteratur. Das Besondere an seinen Büchern: Man glaubt sich mittendrin im Geschehen statt nur dabei. Im ersten Fall für den Detektiv in spe Leo Stanhope, "Das Haus in der Half Moon Street", läuft man Seite an Seite mit dem Protagonisten durch die dunklen Gassen Londons, besucht die verruchtesten Gegenden des Themse-Stadt und ist ganz nah beim Ermitteln. Was für ein Wahnsinn! Mit seinem Debüt beweist der englische Autor eindrucksvoll: Er ist ein schriftstellerisches Genie, vor dessen Talent man eigentlich nur den Hut ziehen kann. Also, Chapeau!

Die Ermittlungsarbeit von Leo Stanhope steht der eines Sherlock Holmes in nichts nach. Selbst Arthur Conan Doyle hatte an Alex Reeves Krimis seine amüsanteste Lesefreude. Diese sind spannend, überraschend und definitiv alles andere als nullachtfünfzehn. Die Lektüre von "Das Haus in der Half Moon Street" macht richtig viel Spaß, und zwar vom ersten bis zum letzten Satz. Diese begeistert wie kaum etwas sonst im Bücherregal. Unbedingt mehr, viel mehr Fälle für Leo Stanhope!

Susann Fleischer 
31.01.2022

 
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Das Buch:

Alex Reeve: Das Haus in der Half Moon Street. Kriminalroman. Aus dem Englischen von Christine Gaspard

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München: Knaur Verlag 2021 416 S., € 12,99 ISBN: 978-3-426-52639-2

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