Krimis & Thriller

Ein Krimivergnügen, so herrlichst schräg wie es nur selten im Bücherregal zu finden ist

Eine Kleinstadt im finnischen Nirgendwo. Die letzten Palmen vorm Polarkreis. Der neue Investor hat den Ort in "Palm Beach, Finland" umgetauft. Warum auch nicht? Alles erinnert an "Miami Vice" und "Baywatch": die neonbunt gestrichenen maroden Hütten, die hautengen Badeanzüge der Rettungsschwimmer, das überdimensionale Werbebanner am Ortseingang. Davon abgesehen unterscheidet sich das Küstennest kaum von den anderen Badeorten der Umgebung. Ausgerechnet in diesem Idyll ist Olivia Koski auf der Suche nach sich selbst. Sie ist nach gescheiterter Ehe gerade erst zurückgekehrt, um als Surflehrerin neu anzufangen, als sie einen fremden Mann in ihrer Küche auffindet. Ermordet. Obendrein auf ziemlich unschöne Weise. Ganz klar ein Fall für die Polizei.

Weil diese allerdings mit der Angelegenheit überfordert ist, wird Jan Nyman, verdeckter Ermittler aus der Hauptstadt, in das kuriose Ferienparadies entsandt. Getarnt als urlaubender Mathelehrer soll er herausfinden, was sich tatsächlich zugetragen hat. Sein Chef hat ihn zu einem Surfkurs bei der Hauptverdächtigen Olivia verdonnert, und Nyman hat schon bald mächtig Ärger am Hals. Dummerweise verliebt er sich kopfüber in Olivia. Dass sie dringend Geld für die Renovierung ihres Hauses benötigt, rückt Olivia allerdings in ein ziemlich zweifelhaftes Licht. Aber Geldsorgen haben in Palm Beach, Finnland anscheinend alle. Und dann tritt auch noch ein Auftragskiller auf den Plan. Es ist der Bruder des Toten aus Olivias Küche. Und er will sich rächen ...

Hurra, (Krimi-)Literatur weit fernab des Mainstreams - Antti Tuomainen schreibt Bücher, die alles andere als nullachtfünfzehn sind. Kaum eines aufgeschlagen, haut es einen glatt vom Hocker. Denn zwischen zwei Buchdeckeln findet man Unterhaltung, die noch herrlicher knallt als ein Sektkorken. "Palm Beach, Finland" macht einen Mordsspaß. Die Story geht ab wie eine Rakete. Und diese ist das beste Mittel gegen den Herbst-/Winterblues. Denn endlich kommt so richtig Schwung in unser aller Leben. Tuomainen ist ein Ausnahmetalent unter den skandinavischen Krimistars. Was er schreibt, ist ein Grund zum Feiern, gar zum Ausflippen. Vom Dauerschmunzeln hat man nach dem letzten Satz einen schlimmen Muskeltiger, und den über mehrere Tage, wenn nicht Wochen hinweg.

Jan Nyman hat definitiv das Zeug zum Carl Mørck Finnlands. Seine Fälle bedeuten genialste Ermittlungsarbeit à la Jussi Adler-Olsen, stecken außerdem voller bissigem Humor wie aus der Feder von Marianne Cedervall. Während deren Lektüre schmeißt man sich glatt weg vor lauter Lesefreude. Mit diesen kriegt man einen amüsant-spannenden Krimihit in die Hände, der einen ab der ersten Seite über alle Maßen begeistert, so auch "Palm Beach, Finland". Nach nur wenigen Sätzen vertreibt Autor Antti Tuomainen jegliche Langeweile über viele Stunden lang. Seine Romane sind die reinste Wundertüte: randvoll gefüllt mit Wortwitz, Mord und Totschlag sowie noch mehr Überraschungen!

Susann Fleischer 
18.02.2019

 
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Das Buch:

Antti Tuomainen: Palm Beach, Finland. Aus dem Finnischen von Niina Katariina Wagner, Jan Costin Wagner

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Reinbek: Rowohlt Hundert Augen 2019 368 S., € 20,00 ISBN: 978-3-498-06556-0

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