Kinder- & Jugendbücher
Das Erwachsenwerden ist eine Hürde , die es zu nehmen lohnt
Sie heißen beide Will Grayson, sind im gleichen Alter, kommen aus der gleichen Stadt und erleben die erste Liebe und das Erwachsenwerden auf unterschiedliche Art und Weise. Ihre Einstellungen zum Leben unterscheiden sich, wodurch auch ihre Probleme mit der Liebe sich unterschiedlich äußern.
Der eine Will hat eine 'Ich-habe-keinen-Bock' Einstellung zum Leben, in der er nur zwei Regeln befolgt: 1) Lass nichts zu nah an dich heran und 2) Maul halten. Sein bester Freund Tiny ist in allem sein komplettes Gegenbild - emotional, laut und vor allem, was sein Liebesleben angeht, schwul und stolz darauf. Durch ihn lernt Will auch Jane kennen, aber auf sie zugehen würde seiner allgemeinen Einstellung zum Leben nicht entsprechen. Er muss einen Weg finden, sich selbst zu finden und dabei trotzdem die Kontrolle über sein Leben zu behalten.
Der andere Will hat sich schon längst eingestanden, dass in seine Internetbekanntschaft Isaac verliebt ist. Bei einem Treffen will er seine Gefühle auch endlich zum Ausdruck bringen - aber es ist nicht alles so, wie es scheint. Er erlebt Liebe, Enttäuschung und muss sich selber eingestehen, dass er lernen muss zu vergeben.
Durch einen bloßen Zufall treffen die beiden Wills in einem eher ungewöhnlichen Shop aufeinander. Dieses Treffen ist indirekt ein ausschlaggebender Impuls dafür, dass beide es schaffen, ihre Probleme mit ihren Gefühlen und mit dem Erwachsenwerden langsam zu meistern.
Dieser Jugendroman erzählt auf einfühlsame, aber auch gleichzeitig unterhaltsame Weise, welche Tücken Liebe, Freundschaft und das Erwachsenwerden mit sich bringen. Besonders die Erzählperspektive aus der Sicht der beiden Will Graysons fördert, dass man mit den beiden mitfühlt - man ist mit den beiden verliebt, enttäuscht und fängt an zu verstehen, was genau Erwachsenwerden bedeuten kann.
David Levithan und John Green schaffen es, das Leben der beiden jungen Männern wiederzugeben und beschreiben die Leben der beiden Wills dabei auf eine Art und Weise, die nicht belehrend klingt, sondern den Leser einlädt, tatsächlich mitzufühlen.
Ein besonderer Höhepunkt in diesem Roman ist das Theaterstück, dass Tiny über sein eigenes Leben schreibt. Vordergründig scheint das ganze eher egoistisch und wird von seinem Freund Will auch so aufgefasst. Erst im Verlauf der Stückes und zum Ende hin versteht man, dass es dabei nicht wirklich um Tiny geht, sondern um seine Einstellung zum Leben. Tiny lässt sich von niemandem sagen, wie er sich verhalten soll, lässt sich von niemandem in seinen Aktionen stoppen und ist immer ehrlich zu sich selbst. Er hat sein Leben unter Kontrolle und ist mit sich selbst vollkommen im Reinen. Diese Einstellung ist sehr beneidenswert und man kann viel von Tiny lernen.
Dicle Yasan
26.10.2015