Kinder- & Jugendbücher
Eine Dystopie vom Format der "Tribute von Panem"
Nach dem Dritten Weltkrieg haben die Überlebenden in Nord- und Südamerika ein neues Zuhause gefunden. Damit solch eine Katastrophe nicht noch einmal passiert, wurde der Völkerauflösungsvertrag beschlossen und der "Unionsstaat des Lichts" gegründet. Fortan zählt einzig das Streben nach Wissen und Klarheit - allerdings nicht in Adeva, eine Reservat-artige, von einem Wald und einer Schlucht abgegrenzte Trümmerstadt. Dort führen Meleike und ihre Freunde ein weitestgehend unbeschwertes Leben. Doch dann findet Meleikes Sorglosigkeit in der Nacht der Mantai ein jähes Ende. Eigentlich soll Meleike endlich erfahren, welche Gabe in ihr schlummert. Ein Mal zeigt an, ob man telepathisch kommunizieren, sich unsichtbar machen oder in die Zukunft sehen kann.
Bei Meleike passiert aber nichts. Erst ein schreckliches Unglück bringt Meleikes Gabe hervor. Und diese ist anders und größer als alles bisher. Meleike wird die größte Seherin, die Adeva je hatte. Als Visionen ihr von einem Inferno künden, ist Meleike klar: Nur sie kann die Stadt und deren Bewohner retten. Und sie sieht, dass jenseits der Wälder, in der technisch-kalten Welt von Lúm, jemand ist, dessen Schicksal untrennbar mit ihrem verknüpft ist. Flynn ist auf der Flucht - auf der Flucht vor seinem eigenen Vater, der an dem Jungen grausame Experimente durchführte. Dieser will verstehen, wieso es so etwas wie besondere Begabungen überhaupt geben kann - und wie man sie künstlich erzeugen und nutzen könnte. Meleike droht eines seiner Opfer zu werden ...
Eva Siegmund ist die große Entdeckung in der (deutschsprachigen) Kinder- und Jugendliteratur. Mit "Lúm - Zwei wie Licht und Dunkel" gelingt der Autorin ein noch nie dagewesenes Leseerlebnis. Man kann sich der Anziehungskraft, die diese Story nach nur wenigen Seiten entwickelt, partout nicht entziehen. Man hat keine andere Wahl: Das muss man unbedingt lesen! Während der Lektüre werden Herz und Nerven unter Strom gesetzt. Kein Wunder, denn hier findet große Gefühle und fesselnde Spannung in geballter Form. Der vorliegende Roman ist dermaßen mitreißend, dass es einen glatt vom Hocker haut. Man kann nicht anders; man muss sich in diese Geschichte einfach verlieben. Sie ist das größte Glück, das man sich als Leser nur wünschen kann.
Unterhaltung, die so spannend ist, dass die Nerven zu zerreißen drohen - "Lúm - Zwei wie Licht und Dunkel" ist eine Dystopie, von der man glaubt, Suzanne Collins oder Ally Condie hätte sie geschrieben. Es gibt keinen Zweifel: Eva Siegmunds Debüt reicht an "Die Tribute von Panem" ran.
Susann Fleischer
27.10.2014