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Ein Meisterwerk der Emotionen

August 1914: Seit dem Anschlag auf Erzherzog Franz Ferdinand sind einige Wochen vergangen und Österreich-Ungarn hat nach Ablauf eines Ultimatums Serbien den Krieg erklärt. In diesen düsteren Zeiten steht das Deutsche Reich der Donaumonarchie bei und leitet die Mobilmachung ein. Eine Katastrophe scheint unausweichlich. Das wissen auch Fritz und Mila. Das junge Paar steht schon bald vor einer schweren Prüfung - und droht, an dieser zu scheitern. Es wird ein Sommer der dramatischen Veränderungen. Und am Ende ist nichts mehr so, wie es einmal war. Fritz spielt ernsthaft mit dem Gedanken, sich freiwillig für die Front zu melden, während sich Mila zunehmend zu Wieland, einem Mitschüler von Fritz, hingezogen fühlt. Doch was ist mit Fritz?

Der scheint mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Plötzlich denkt er nur noch an seinen Freund Rasmus Bloemacher und sehnt sich danach, mit ihm zusammen zu sein. Fritz hat auf einmal Gefühle, die er weder kennt noch versteht noch überhaupt empfinden will. Am liebsten würde der Junge die Flucht ergreifen, aber scheitert letztlich an der Wirklichkeit. Er muss Mila zur Seite stehen, statt seinen Wünschen freien Lauf lassen zu können. Diese sieht sich nämlich mit heftigen Anfeindungen konfrontiert. Als Tochter eines Franzosen gehört das Mädchen zum "Erbfeind". Das bekommt sie nun zu spüren. Doch dann geschehen Dinge, die Milas Zukunft für immer zerstören könnten. Ihr wird vorgeworfen, einen als Franzosenhasser bekannten Lehrer umgebracht zu haben.

Und auch für Fritz ist nichts mehr wie zuvor. Ihm wird von der Polizei vorgeworfen, am Attentat auf den Bruder von Kaiser Franz Joseph I. beteiligt gewesen zu sein. Ihm droht wie Mila und ihrer Mutter ein trauriges Dasein im Gefängnis. Doch Fritz wird bereits kurze Zeit von jeglicher Schuld freigesprochen - im Gegensatz zu Mila, der eine Anklage wegen Hochverrats droht. Die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig oder Falsch beginnen zu verwischen und Mila schließlich ein Opfer fantastischer Nationalisten zu werden ...

Literatur, die den Leser geradezu berauscht und wahrer Balsam für die Seele ist - Jürgen Seidel ist ein Meister seines Fachs und definitiv einer von Deutschlands besten (Jugendbuch-)Autoren. Sein Roman "Der Krieg und das Mädchen" ist ein Erlebnis, das alle Sinne gefangen nimmt und den Leser einfach umhaut. Bei der Lektüre muss man immer wieder mit den Tränen kämpfen und trotzdem fühlt man sich sehr, sehr glücklich. Hier erfährt man gute Unterhaltung, die jegliche Grenzen durchbricht und einem garantiert lange in Erinnerung bleiben wird. Für Leser ab zwölf Jahren ist das vorliegende Buch das größte Glück überhaupt. Seidel schafft Poesie, die einer zarten Versuchung gleichkommt und der garantiert niemand widerstehen kann. Eben ein Vergnügen, wie man es nicht alle Tage in die Hand bekommt.

Kaum jemand vermag es, den Schrecken des Krieges in solch wunderschöne Worte zu packen wie Jürgen Seidel. Die Romane des deutschen Autors bedeuten vor allem eins: eine spannende und zugleich berührende Lektüre, von der man sich wünscht, dass sie niemals ein Ende findet. "Der Krieg und das Mädchen" droht dem Leser das Herz zu brechen. Kein Wunder, denn Seidel schreibt Geschichten, in denen ganz viel Gefühl und Leidenschaft stecken.

Susann Fleischer
24.02.2014

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