Kinder- & Jugendbücher

Die Sorgen und Nöte des Herrn Schimpfkäse

Erwachsene sind in der Tat manchmal wirklich seltsam. Da ist einem Mann, der Schimpfk?se hei?t, seine Frau fortgelaufen, weil sie einen Mann kennen gelernt hat, der noch lieber ist als er. Und was tut er? Er bildet sich ein, dass er nun unbedingt tot sein m?sste. Und nicht nur das: Er beginnt sich der L?nge nach auf den Fu?boden zu legen und sich zu fragen, ob Tote Uhren ticken h?ren. Dazu kommt durch eine unglaubliche Niesexplosion seinerseits um ein Haar eine Fliege ums Leben. Und dann ist er derma?en mit dem Sterben besch?ftigt, dass er sich weigert, mit den Nachbarskindern Fu?ball zu spielen. Auch im Bestattungsinstitut hat Herr Schimpfk?se kein Gl?ck. Statt ihm einen Sarg zu verkaufen, der ihm gef?llt, r?t ihm der Bestattungsingenieur, lieber eine andere Frau zu suchen. Nach diesem Fehlschlag entschlie?t sich Herr Schimpfk?se letztendlich, dass eine W?schetruhe in der Kammer seine letzte Ruhest?tte sein soll. Doch dann kommt schlie?lich alles ganz anders ...

Wer der Meinung ist, dass es nicht m?glich sei, ein eigentlich d?steres Thema auf humorvolle Weise in einem Bilderbuch zu
verarbeiten, den wird "Der Mann, der lieber tot sein wollte" mit Sicherheit eines Besseren belehren. Hand aufs Herz: So wie Herr Schimpfk?se hat sich mit Sicherheit jeder von uns schon einmal gef?hlt. Genauso wie die Frage, wie es ist, tot zu sein,  wohl schon jeden von uns besch?ftigt hat. Thomas Rosenl?chers herrlich pointierter Schreibstil sorgt jedoch daf?r, dass die N?te von Herrn Schimpfk?se nicht deprimierend und bedr?ckend, sondern am?sant und skurril wirken. Dass Herr Schimpfk?se sich in einer Krise befindet, mag zugestandenerma?en stimmen. Allerdings gelingt es Rosenl?cher, seine Entscheidung und deren betont halbherzige Umsetzung als derma?en absurd zu enttarnen, dass es sich der Leser nicht verkneifen kann, ?ber den Protagonisten zu lachen. Zus?tzlich bemerkt Herr Schimpfk?se nicht, dass er doch so einiges besitzt, f?r das es sich zu leben lohnt. Es ist zwar leicht tragisch, dass dies nur dem Leser gewahr wird, jedoch wird so die absurde Komik der Geschichte noch zus?tzlich verst?rkt.

Die reichlich unkonventionelle Natur von "Der Mann, der lieber tot sein wollte" wird durch die markanten Zeichnungen der bekannten Illustratorin Jacky Gleich klar auf die Spitze getrieben. W?hrend die Textpassagen des Bilderbuchs eine eigentlich makabere Thematik humorvoll aufbereiten, tendiert die Atmosph?re der Illustrationen eher ins Gespenstische. Mit ihren grotesken, bleichen Gesichtsz?gen und ihrer um die Farbe Pink angesiedelten Farbpalette erinnern die Bilder teilweise an die eigenwilligen Werke des amerikanischen Malers Mark Ryden und stehen ihnen oftmals in puncto Skurrilit?t in nichts nach. Hierdurch entsteht ein reizvoller Kontrast zu den betont humorvoll gehaltenen Textpassagen des Bilderbuchs, was daf?r sorgt, dass auch Leser, denen nach ein wenig Gruselspa? verlangt, auf ihre Kosten kommen werden.

"Der Mann, der lieber tot sein wollte" ist somit alles andere als ein allt?gliches Bilderbuch. Mit verbl?ffender Souver?nit?t haben Thomas Rosenl?cher und Jacky Gleich sich eine eigentlich wenig spa?ige Thematik zu eigen gemacht, so dass man tats?chlich an ihr Spa? haben kann. Das Ergebnis ist ein makaberes Lesevergn?gen f?r Jung und Alt und ein absoluter Tipp f?r alle, die unkonventionellen Lesespa? zu sch?tzen wissen.

Johannes Schaack
09.08.2010

 
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Das Buch:

Thomas Rosenlöcher: Der Mann, der lieber tot sein wollte. Mit Illustrationen von Jacky Gleich

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Rostock: Hinstorff Verlag 2010
24 S., € 14,90
ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-356-01389-4

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