Kinder- & Jugendbücher

Ein Mädchen in den Wirren des Nationalsozialismus

Elf Jahre hat Reni Anstorm bei ihrer Tante Magda gelebt. Doch dann ist diese gestorben und Reni kam in das M?dchenpensionat Ulmengrund. Dies ist nun schon vier Jahre her und die 15-j?hrige Reni hat sich mit ihrer Situation arrangiert. Im Pensionat hat sie gute Freunde gefunden und mit Erzieherin Waltraut hat das M?dchen eine enge Vertraute gefunden, vor der sie keinerlei Geheimnisse haben muss. Und trotzdem fl?chtet Reni sich in Tr?ume. In ihrer Fantasie arbeiten ihre Eltern f?r Albert Schweitzer, der in Afrika einst ein Urwaldhospital erbaute. Dabei hat Reni den Glauben, dass alles Wirklichkeit w?re, denn schlie?lich hat sie nie ihre Eltern kennengelernt. Und die Realit?t, dass sie ein Waisenkind ist, erscheint zu grausam. Doch eines Tages ?ndert sich alles.

Reni wird dazu auserw?hlt, Reichskanzler Adolf Hitler bei der Er?ffnung der Olympischen Sommerspiele 1936 pressewirksam einen Blumenstrau? zu ?berreichen. Begleitet werden soll sie von Ferdinand Graf Haardt. Reni ist schon sehr aufgeregt, was sich noch zus?tzlich steigert, als sie ein gro?es Geheimnis erf?hrt: Sie ist die Tochter von Graf Haardt und soll als Komtesse Renata fortan auf dem Gut ihres Vaters leben. Damit erf?llen sich f?r das M?dchen gleich zwei Tr?ume: Endlich lernt sie ihren F?hrer kennen und dann bekommt sie eine richtige Familie geschenkt - ein Gl?ck, das ihr nicht alle Freundinnen g?nnen.

Renis neues Leben auf Gut Haardt beginnt mit der gr??ten Herausforderung ihres jungen Lebens: ihre Begegnung mit Adolf Hitler. Bei den sp?teren Erz?hlungen ist Reni ihr Fantasiereichtum erneut von Vorteil. So muss sie nicht zugeben, dass die Begegnung mit dem F?hrer nicht so toll verlaufen ist. Und dies ist nicht das Einzige, das Reni mit ihrer Fantasie ausschm?ckt. Renis Leben mit ihrem Vater ist nicht unbedingt der Traum, den Reni auszuleben hoffte. Sie ist zwar im Gro?en und Ganzen gl?cklich, aber doch macht sich manchmal Unmut breit. Reni wird der Umgang zu Jockel untersagt, obwohl das M?dchen augenscheinlich mehr f?r ihn empfindet, gar in ihn verliebt ist. Auch die Freundschaft zu den M?dchen aus dem Pensionat scheint durch eine tiefe Kluft zerr?ttet. Sie erkennt, dass nicht alles Gold ist, was gl?nzt, und muss sich am Ende entscheiden. Eine Entscheidung zwischen Herz und Verstand, Gef?hl und Vernunft. Denn kann sie wirklich gl?cklich sein, wenn sie nicht mehr sie selber ist?

J?rgen Seidel ist in der deutschen Kinder- und Jugendliteraturszene eine Koryph?e, an der man im Buchhandel nur schwer vorbeikommt. Auch sein neuestes Jugendbuch "Blumen f?r Hitler" reiht sich in die Reihe fundamentaler B?cher, die f?r junge Leser Unterhaltung und Geschichtsvermittlung gleicherma?en sind. Mit seinem Verm?gen, W?rter episch dicht in eine fesselnde Handlung zu verpacken, f?hrt er den Leser ein St?ck dunkle Geschichte vor, die als ein Krebsgeschw?r durch die jahrtausendalte deutsche Geschichte ihr Unwesen treibt. Seidel l?sst das Deutschland zu Zeiten Adolf Hitlers aus den Augen eines unschuldigen jungen M?dchens wiederauferstehen und hinterl?sst dabei bei dem Rezipienten Schauer, die ihm ?ber den R?cken jagen. Und doch gelingt es ihm, kein endg?ltiges Urteil zu f?llen. Dies ?berl?sst er seinen Lesern, die hiermit ein St?ck Zeitgeschichte hautnah miterleben und so f?r die Vergangenheit aufmerksam gemacht werden. Damit erscheint "Blumen f?r den F?hrer" als ein Zeitdokument, das niemals vergessen werden wird.

Susann Fleischer
26.04.2010

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Jürgen Seidel: Blumen für den Führer

CMS_IMGTITLE[1]

München: cbj Verlag 2010
432 S., € 16,95
ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-570-13874-8

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.