Kinder- & Jugendbücher
Jeder hat vor etwas Angst - das Phobinasium öffnet (wieder) seine Pforten
Jeder hat schon einmal etwas von Klaustrophobie (die Angst vor engen Räumen) oder Arachnophobie (Angst vor Spinnen) gehört, die das Leben Betroffener nachhaltig bestimmen. Von Glück können jene sagen, die furchtlos durch das Leben gehen, ohne etwaige Einschränkungen durch irgendeine Phobie. Davon träumen auch Madeleine, Theo, Lulu und Garrison, die vier Helden in Gitty Daneshvaris erstem Kinderbuch "Das Geheimnis von Summerstone". Was die Kinder noch nicht ahnen: Rettung ist in Sicht - in Gestalt von Mrs Wellington. Schon vielen konnte sie helfen, denn das Phobinasium ist eine Schule, in der die Ängste von Kindern ein für alle mal ausgemerzt werden.
Schon lange bestimmen Ängste das Leben von Madeleine, Theo, Lulu und Garrison. Madeleine fürchtet sich vor Insekten und Spinnen, Theo lebt in ständiger Angst vor dem Tod, Lulu leidet an Klaustrophobie und Garrison wird nie ein Schwimm-Ass werden, wenn er seine Angst vor dem Wasser nicht in den Griff bekommt. Jede Therapie brachte bislang nicht den gewünschten Erfolg, sodass an ein normales Leben nicht zu denken ist. Der letzte Ausweg für die leidgeplagten Eltern ist Mrs Wellingtons etwas andere Bildungsanstalt, das Phobinasium. Aber schon der Weg dorthin erweist sich als Abenteuerfahrt: Theo hat Angst, dass seine Mutter einen Autounfall bauen könnte und dabei stirbt, Madeleine verbraucht Unmengen an Insektenspray und Garrison steht die Panik ins Gesicht geschrieben, als er an einem Gewässer vorbeikommt. Da wird es höchste Zeit, die eigenen Ängste endlich in den Griff zu bekommen.
Als die vier in der Wildnis außerhalb von Farmington, Massachusetts, ankommen, stellt sich ihnen ein unglaubliches Bild dar: Das Phobinasium befindet sich weit oben auf einem Felsen und sie sind die einzigen Schüler, die sich den Launen von Mrs Wellington ausgesetzt finden. Denn diese ist äußerst skurril - sie glaubt, dass das Leben ein Schönheitswettbewerb ist und ihre Vorliebe für Madenkäse lässt den vier neuen Freunden den Magen umdrehen. Bei solchen Widrigkeiten ist es kein Wunder, dass Madeleine, Theo, Lulu und Garrison sich zusammentun, um baldmöglichst einen Weg aus dem Phobinasium zu finden und damit aus Mrs Wellingtons Fänge zu fliehen. Doch als es soweit ist, kommt alles ganz anders. Die Direktorin wird tot in den Gemäuern ihrer Schule aufgefunden. Nur wenn sie ihre Ängste überwinden, können sie den entführten Makkaroni, Mrs Wellingtons Hund und Erbe des Phobinasiums, retten. Eine schier unmögliche Aufgabe, die die vier Freunde an ihre Grenzen führt.
Gitty Daneshvaris "Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier" erweist sich als eine spannende, irrwitzige, actionreiche Abenteuergeschichte, die kleinen und großen Hobbydetektiven kurzweilige Lesestunden garantiert. Dies liegt in erster Linie an den einzigartigen Charakteren, die mit ihrer Originalität und einem hohen Sympathiefaktor den Leser bis zur letzten Seite amüsieren und so schnell nicht mehr loslassen. Insbesondere die verschrobene Mrs Wellington erobert von Seite zu Seite immer mehr die Herzen ihrer Leser, denn man hat das Gefühl, als beobachte man Morticia A. Addams höchstpersönlich in ihrer Tätigkeit als Lehrerin. Da ist es beinahe schade, dass der Ort des Phobinasiums geheim gehalten wird, denn dem Drang, einmal selbst dort hinzufahren, ist nur schwer zu widerstehen. Aber es gibt so viele Ängste, dass Daneshvari vielleicht einen weiteren Teil niederschreibt. Hoffen darf man ja.
Susann Fleischer
19.04.2010