Kinder- & Jugendbücher

Comic-Helden im Kinderzimmer

"Lesen ist Abenteuer im Kopf" - was aber geschieht, wenn die Helden aus den gelesenen Abenteuern in die reale, eigene Welt einbrechen, dort für Verwirrung sorgen und Realität und Fiktion nicht mehr deutlich zu unterscheiden sind? Ähnliches widerfährt den drei "Besten", das sind die Freunde Wolle, Micki und Jonny, die einen Geheimklub gegründet haben und ihre Zeit am liebsten damit verbringen, Superhelden-Comics zu lesen. Der ideale Platz dafür ist ein Schuppen im Garten, den nur diejenigen betreten dürfen, die das geheime Klopfzeichen und das Geheimwort kennen, und so sind die drei Jungen eines Tages nicht nur von ihrer eigenen Phantasie überwältigt, nein, die Helden ihres Lieblingscomics finden den Weg in ihren Schuppen und stehen ihnen von da an tatkräftig bei verschiedensten Problemen zur Seite.

Dabei fängt alles ganz harmlos im Comicladen an, der von einem grimmigen Mann betrieben wird. Dieser hat offenbar ein Geheimnis, denn eine Tür seines Ladens ist immer verschlossen. Zwar kann man eigentlich davon ausgehen, dass es vor allem die Phantasie der drei eifrigen Leser ist, die durch die verschlossene Tür beflügelt wird, doch zumindest Jonny und seine Kumpels sind sich sicher, dass es nur die Comic-Helden Gigaman, Starman und Geckogirl sein können, die sich dort verstecken. Mit Hilfe eines Tricks gelingt es den Jungen den Superhelden eine Nachricht zukommen zu lassen und diese in ihren Schuppen einzuladen. Die Verblüffung ist groß, als die drei Superhelden tatsächlich eines Tages vor der Tür stehen und noch dazu erzählen, dass ihr größtes Problem darin bestehe, dass sie keine Aufträge haben, weil niemand mehr an sie glaube. Aufträge zu beschaffen ist für die Besten jedoch ein Kinderspiel, schließlich haben sie ihre so ganz eigenen, kleinen Problemchen im Alltag, die es zu bewältigen gilt, und vieles gelingt mit Röntgenblick und einem fliegenden Freund in der Nähe einfach besser.

Eine abenteuerliche Geschichte für Erstleser ab sieben Jahren, in der bis zum Schluss nicht deutlich aufgelöst wird, ob es sich vielleicht nicht doch nur um die Phantasien des Ich-Erzählers Jonny handelt, wenn beschrieben wird, wie die drei Superhelden zu den drei Besten finden. Leider bleibt die Handlung ein wenig hinter den bisher erschienenen Bänden der Erstlesereihe "Tulipan ABC" zurück. Einem etwas schleppenden Geschichtenanfang folgt schon bald ein Schluss, den wahrscheinlich schon Siebenjährige als unglaubwürdig empfinden. Da hilft leider auch nicht der Authentizität anstrebende Sprachstil des Ich-Erzählers, der wohl an einen mündlich vorgetragenen Bericht eines kleinen Jungen erinnern soll, an vielen Stellen aber zur Verschriftlichung vollkommen ungeeignet erscheint. Wenig überzeugend sind leider auch die Illustrationen, mit unsympathischen Comic-Helden und einem "Schuppen", der eher an ein geräumiges Einfamilienhaus erinnert.

Ob die Jungs, die diese Geschichte wahrscheinlich überwiegend lesen werden, von derselben so gefesselt sein werden wie die drei Besten von ihren Comics, kann daher bezweifelt werden.

Claudia Birk-Gehrke
24.08.2009

 
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Das Buch:

Sylvia Heinlein: Die Sache mit den Superhelden. Mit Illustrationen von Sabine Wiemers

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Berlin: Tulipan Verlag 2009
48 S., € 7,95
ab 7 Jahren
ISBN: 978-3-939944-37-9

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