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Aus dem Leben eines "Mauerblümchens"

Die 16-Jährige Molly Beth Lenzfeld kommt ursprünglich aus New York, der Metropole, die niemals schläft. Ihr Vater hat als theoretischer Chemiker an der Berliner Freien Universität einen Forschungsauftrag als Gastdozent für die Dauer eines Jahres erhalten. Molly will diese Zeit nutzen, um in Berlin der Vergangenheit ihrer vor fünf Jahren verstorbenen Mutter nachzugehen. Allerdings fühlt sich Molly nicht wohl in Deutschland, die Schule und die Menschen bleiben ihr stets fremd, weshalb sie beschließt, früher als ihr Vater nach New York zurückzukehren - wo sie ihr unauffälliges Dasein als Mauerblümchen weiterleben will. Doch zuvor hat sie noch eine Mission zu erfüllen: Sie will zum Geburtshaus ihrer Mutter fahren, um ein Stückchen aus der Hausmauer herauszubrechen, das sie dann auf deren Grab in New York legen möchte. Und so begibt sich Molly zwei Wochen nach dem Mauerfall im Jahre 1989 nach Ostberlin, Prenzlauer Berg.

Molly sitzt in der S-Bahn Richtung Prenzlauer Berg, als ihr ein junger Mann auffällt. Er trägt eine Lederjacke, klobige Stiefel und hat eine so dicke Brille auf, dass seine Augen doppelt so groß erscheinen. Aber irgendetwas hat er an sich, sodass Molly kaum die Augen von ihm abwenden kann. Nur leider setzt er sich nicht neben sie, sondern neben Carlotta, Mollys ehemalige beste Schulfreundin, die aber jetzt ein kleines Flittchen ist. Wie der Zufall es aber will, stößt Molly aus Versehen die Tasche des jungen Mannes um. Darin sind viele kleine Legosteine, die nun eifrig zusammengesucht werden müssen. Dabei kommen die beiden sich das erste Mal näher und schnell entsteht eine Art Zuneigung, der sich keiner der beiden entziehen kann. Molly und Mick - so heißt der junge Mann - verbringen zusammen einen Nachmittag und entwickeln Gefühle füreinander, die tiefer zu gehen scheinen. Da gibt es nur einen Haken an der Sache: Molly fliegt in zwei Tagen zurück nach New York ...

Der neueste Jugendroman "Mauerblümchen" der gebürtigen US-Amerikanerin Holly-Jane Rahlens erzählt auf einfühlsame und doch stets amüsante Weise von einem jungen Mädchen, dem das nötige Selbstvertrauen fehlt und das sich selbst erst noch finden muss. Der jugendliche Leser kann sich leicht mit der Protagonistin identifizieren und mit ihr mitfühlen. Insbesondere Mollys Gedanken- und Gefühlswelt werden die meisten Jugendlichen nachempfinden können und an manchen Stellen werden diese vielleicht sogar an ihr eigenes Leben erinnert. Man muss Molly einfach mögen. Da zeigt sich, dass Rahlens im Jahr 2003 vollkommen zu recht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie "Bestes Jugendbuch" ausgezeichnet wurde.

Susann Fleischer
24.08.2009

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