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Zarte Liebesgeschichte von der Kraft der Phantasie

Groß wie der Ozean ist oft die Sehnsucht zweier Liebender nacheinander. Wie gut, dass es nicht immer gleich ein Weltmeer ist, das es zu überwinden gilt - dies wäre freilich mit einem Papierschiff nur schwer möglich. Ein solches Papierschiff faltet das junge Mädchen in der zarten Liebesgeschichte "Papierschiff ahoi!" von Jorge Luján und Julia Friese, ganz in ihre Gedanken an den Liebsten versunken und voller Entschlossenheit, zu diesem zu gelangen.

Ausgangsort der sich nun entspinnenden, außergewöhnlichen Phantasiereise ist hier nun nicht der Strand eines Meeres oder Sees, sondern die heimische Badewanne. Aus dem kleinen Papiergebilde wird ein gefaltetes Schiff in der Größe eines Ozeandampfers, ein Löffel wird zum Ruder umfunktioniert und los geht die Reise durch Wind und Wellen, egal ob Felsklippen im Weg sind oder Stürme aufkommen - eine wirklich Liebende kann schließlich nichts aufhalten. Bewundernswert sind Entschlossenheit und Zuversicht, mit denen das Mädchen an den glücklichen Ausgang ihrer Geschichte denkt, dabei sind ihre Gedanken an den Freund in der Ferne stets direkt an ihn adressiert - konsequenterweise zeigt das vorletzte Bild, wie sich die beiden glücklich in den Armen liegen. Aber auch das spielt sich noch in der Phantasie des Mädchens ab, davon zeugt die leere Badewanne am Schluss des Bilderbuchs.

Eine Geschichte, die mit wenigen Worten auskommt, die es aber schaffen, der großen Sehnsucht des Mädchens Ausdruck zu verleihen. Dementsprechend dominieren in den Illustrationen von Julia Friese verschiedene Grün- und Blautöne, die die ruhige Grundstimmung der Geschichte unterstreichen. Dabei gibt es in den kolorierten Federzeichnungen immer wieder Kleinigkeiten zu entdecken, die Kinder ermuntern, genau hinzuschauen - etwa den kleinen Hasen, den ständigen Begleiter des Mädchens, der wahrscheinlich seine ganz eigene Geschichte erlebt. Am Schluss der Reise wird deutlich, dass letztendlich kein Meer so groß ist, dass man es nicht zumindest in der Phantasie überwinden könnte - eine Weisheit, die sich sicherlich auch dem einen oder anderen Kind erschließen wird, das dieses Bilderbuch vorgelesen bekommt. Auf jeden Fall aber bleibt am Ende der Geschichte viel Raum für eigene Deutungen - hier ist nun die Phantasie der kleinen und großen Leser gefragt, sich vielleicht selbst eine Vorgeschichte oder Fortsetzung dieser außergewöhnlichen Reise vorzustellen.

Claudia Birk-Gehrke
10.08.2009

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