Kinder- & Jugendbücher

Vorhang auf und Bühne frei für ein zauberhaftes Märchen!

Wenn das Wetter wie verhext ist, wenn es im Sommer friert und im Winter taut, wenn plötzlich Nebel in den klaren Tag einbricht oder Dürren und Regenstürme sich mischen, dann wissen wir: Der Streit des ewig jungen Königspaars der Elfen, der Krieg zwischen Oberon und Titania hat wieder begonnen! Diese kleinen zarten Wesen treiben ihr Unwesen nämlich nicht mit Kanonen und Gewehren, sondern kämpfen mit den Kräften der Natur. So auch vor vielen, vielen Jahren, sehr zum Leidwesen der Menschen, Tiere und Pflanzen.

Schließlich haben die Menschen jedoch genug von den unvorhersehbaren Wetterkapriolen. Theseus, der Herzog der schneeweißen Stadt Athen und Hippolyta, Königin der Amazonen, schmieden den Plan, mittels einer Hochzeit das kriegerische Elfenpaar wieder zu versöhnen und eine Einladung an die beiden mit ihnen befreundeten Elfen in alle vier Winde zu rufen. Oberon und Titania kommen ihrem Wunsch nach und beschließen im Wäldchen vor den Toren der Stadt Athen nach siebenjährigem Krieg ihren Streit für immer beizulegen. Alle Bürger der Stadt sind aufgerufen sich an der Vorbereitung der Hochzeitsfeierlichkeiten zu beteiligen - der Sommernachtstraum kann beginnen. Doch da gibt es noch die verzwickte, verzwackte Geschichte der beiden jungen Athener Mädchen Hermia und Helena und der beiden jungen Männer Lysander und Demeter, die nicht in der Konstellation zusammenkommen und sich vermählen können, wie sie es sich selbst eigentlich wünschen. So geschehen im Wald vor den Toren der Stadt die merkwürdigsten Dinge, an denen der kleine Elfenkobold Puck, der für Oberon das geheimnisvolle Blümlein Liebnurmich besorgt, nicht ganz unbeteiligt ist. Eine bunte Verwechslungskomödie beginnt, die Menschen, aber auch die ahnungslose Titania werden zum Spielball des Elfenkönigs und sorgen für jede Menge Erheiterung. Zum Glück gibt es noch das Blümlein Vergisswaswar, so dass am Ende des Sommernachtstraumes doch noch eine mehrfache Hochzeit gefeiert werden kann.

Franz Fühmann hat eine Nachdichtung der berühmten Komödie von William Shakespeare verfasst, die es schafft, den Leser an den merkwürdigen, traumhaften Geschehnissen im Wald unmittelbar teilnehmen zu lassen und Klarheit in Shakespeares verworrenes Bühnenstück zu bringen. So zieht Fühmann mit seiner unverkennbaren Sprache den Leser in seinen Bann und lädt ihn immer wieder ein, in die Geschichte einzudringen. Durch direkte Anreden an die zuhörenden bzw. selbst lesenden Kinder werden diese vom Dichter selbst motiviert, weiter an dem zauberhaften Märchen teilzuhaben. So bietet Fühmann sowohl Kindern ab ungefähr acht Jahren, aber auch Erwachsenen einen Einstieg, sich mit dem Werk Shakespeares auseinanderzusetzen. Zuerst veröffentlicht wurde Franz Fühmanns Nachdichtung 1968 im Kinderbuchverlag Berlin.

Märchenhaft wie der Text, der einen unwiderstehlichen Sog auf seine Leser ausübt, sind auch die Bilder von Jacky Gleich, die die Geschichte angemessen illustrieren. Dabei schafft es Jacky Gleich nur soviel durch ihre gestalterische Interpretation der Figuren vorzugeben, dass der Betrachter noch in der Lage ist, sich ein eigenes Bild von den Göttern, Elfen und Menschen zu machen und diese in seiner Phantasie mit Leben zu füllen.

„Ein Sommernachtstraum“ von Franz Fühmann und Jacky Gleich ist Buch des Monats Mai 2007 und wurde mit dem LUCHS von DIE ZEIT und Radio Bremen im Juni 2007 ausgezeichnet.

Claudia Birk-Gehrke
26.05.2008

 
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Das Buch:

Franz Fühmann und Jacky Gleich: Ein Sommernachtstraum. Ein Märchen nach Shakespeare

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Rostock: Hinstorff Verlag 2007
48 S., € 12,90
ISBN: 978-3-356-01190-6

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