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Lucie glaubt an einen Jackpot, als sie einen Aushang für einen völlig überbezahlten Gassigeh-Job liest. Das Geld hat die fast 13-Jährige dringend nötig. Mit gut 400 Euro in der Tasche hofft sie, nach Berlin zu ihrer mütterlichen Freundin Bernie abhauen zu können. Seit Michi bei ihr zuhause eingezogen ist, will Lucie flüchten. Doch dann kommt es anders als gedacht: Wie sich herausstellt, ist der Hund lange tot und der Zettel das Täuschungsmanöver eines wahrscheinlich verrückten Alten, der einen Ghostwriter für sein schräges Kochbuch sucht. Natürlich glaubt Lucie kein Wort, als Herr Klinge von den streng geheimen Zutaten wie Drachenherzen (die große Ähnlichkeit mit Tomaten haben) oder Werwolfspucke (die verdächtig nach Honig aussieht) faselt.

Zwar glaubt Lucie nicht an Magie, trotzdem kocht sie das eine oder andere Rezept nach, zum Beispiel den Liebestrank. Nicht, dass sie wirklich auf Marvin steht - das tun ja sonst schon alle -, aber man kann's ja mal ausprobieren. Und tatsächlich wird Lucie einen Tag später ein Zettel zugesteckt, dass Marvin sich mit ihr treffen will. Dummerweise ist Marvin gar nicht nett. Er hat eine Lektion verdient. Lucie braucht Herrn Klinges Hilfe. Der aber schmeißt das Mädchen aus seiner Wohnung; aus Angst, sie könnte jemandem sein Geheimnis verraten. Bis er auf "Drachenjagd" geht und Lucie ihm dabei über den Weg läuft. Plötzlich sind beide als Außenseiter abgestempelt. Das gibt ihnen neue, ungeahnte Möglichkeiten. Zu zweit stellen sie sich gegen den Rest der Welt.

Eine Extraportion Glück zwischen zwei Buchdeckeln - mit "Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte" gelingt Dita Zipfel ein Jugendbuchdebüt, das in keinem Regal fehlen darf. Es verspricht ein Vergnügen jenseits des Mainstreams, ist zugleich auch ein Plädoyer für mehr Toleranz. Was ist schon normal? Die Eigenart(en) von Herrn Klinge zeigt, dass es Normalität nicht gibt bzw. von der Sichtweise abhängt. Gerade diese machen dieses Leseerlebnis so besonders, so großartig. Die Lektüre des vorliegenden Romans gleicht einer turbulenten Achterbahnfahrt der Gefühle. Man wünscht sich, dass sie niemals enden möge. So will man seine Lesenachmittage am liebsten immer verbringen: nämlich mit einem Genuss, der alles aber ganz sicher nicht nullachtfünfzehn ist.

Die Geschichten von Dita Zipfel lohnen unbedingt eine Entdeckung. Denn diese sind nicht nur ein amüsanter Spaß, sondern haben auch eine wichtige Aussage: Es ist gut, anders zu sein als die anderen. Literatur wie "Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte" gibt es nicht allzu oft. Die Story überrascht neben ganz viel Humor mit noch mehr Tiefgang. Diese bringt insbesondere Mädchen zum Lachen und zum Weinen. Kaum mit der Lektüre begonnen, kann man nicht anders als noch breiter als ein Honigkuchenpferd zu strahlen, hat ganz feuchte Augen, außerdem Muskelkater vom Dauerschmunzeln. Danke für solch ein Geschenk!

Susann Fleischer 
16.09.2019

Dita Zipfel: Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte. Mit Illustrationen von Rán Flygenring

München: Carl Hanser Verlag 2019 208 S., € 15,00 ab 12 Jahren ISBN: 978-3-446-26444-1

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