Kinder- & Jugendbücher

Die schönste Freundschaftsgeschichte und der genialste Dialog seit "Gut gegen Nordwind"

"Du kennst mich nicht, aber ich schreibe dir trotzdem." So beginnt die (E-Mail-)Freundschaft von Bett und Avery, deren alleinerziehende Väter die verrückte, romantische Idee haben, dass sie eine Familie werden könnten. Nicht mit Bett und Avery! Die Zwölfjährigen sind überaus zufrieden mit ihrem Leben, so wie es ist. Bett, die sich gerne auch "Sternhai" nennt, genießt den Sommer an den kalifornischen Stränden, bevorzugt mit Surfen. Avery ("Nachteule") hingegen wohnt in New York. Ihr steht der Sinn eher nach Kultur. Die beiden Mädchen sind grundverschieden, haben aber eine Gemeinsamkeit: Ihre Väter sind bis über die Ohren ineinander verliebt. Sie träumen bereits von einer Zukunft zu viert. Allerdings proben Bett und Avery den Aufstand, dummerweise mit mäßigem Erfolg.

Mit Beginn der Ferien begegnen sich Bett und Avery zum ersten Mal in einem Camp, irgendwo in der Pampa. Flucht scheint ausgeschlossen. Aber inzwischen sind die Mädchen sich näher als noch vor ein paar Wochen. Nach Betts erster Nachricht folgten viele weitere. Vor lauter Neugierde beginnen sie, in ihren E-Mails Fragen zu stellen, mehr von ihren Leben zu erzählen und Dinge auszutauschen. Nach und nach vertrauen sich Nachteule und Sternhai ihre persönlichsten Gedanken und Geheimnisse an und können sich ein Leben ohne einander nicht mehr vorstellen. Sie sind keine Freundinnen, sondern vielmehr Schwestern. Doch die Realität kann manchmal grausam sein: Ihre Väter trennen sich nach einem katastrophalen China-Urlaub. Es droht (Liebes-)Kummer, vor allem bei Bett und Avery ...

Unterhaltung zum Lachen, zum Weinen und sogar zum Seufzen - die Bücher von Holly Goldberg Sloan sind, ebenso wie die von Meg Wolitzer ein Geschenk, das insbesondere Mädchen ab zehn Jahren noch breiter als ein Honigkuchenpferd zum Grinsen bringt. Es gibt kaum ein größeres Glück, als "An Nachteule von Sternhai" zu lesen. Während und noch Stunden, sogar Tage nach der Lektüre tanzen die Endorphine einen wilden Cha-Cha-Cha und alle Sorgen scheinen vergessen. Und die Autorinnen brechen mit einem Tabu: Sie machen Homosexualität (zumindest indirekt) zum Thema; auch wenn der Flirt der Väter Sam und Marlow nicht im Mittelpunkt steht. Sie zeigen uns, dass die Liebe viele Spielarten hat, aber weder Geschlechter noch Alter noch Grenzen kennt. Sie ist das Beste auf der Welt!

Was "An Nachteule von Sternhai" so besonders macht, ist, dass Teenagern hier eine Stimme gegeben wird. Holly Goldberg Sloan und Meg Wolitzer schauen Zwölfjährigen ganz tief in die Seele, sprechen ihre Probleme (z. B. Menstruation oder Selbstzweifel) aus, ohne dass es peinlich wird. Deshalb sei die Lektüre auch unbedingt Eltern oder Tanten/Onkeln empfohlen. Wie nirgendwo sonst erfährt man endlich, was den Nachwuchs wirklich bewegt. So wird das Buch zu einer Art Leitfaden, um seinem Kind durch die Tücken der Pubertät zu helfen. Sogar ein Lebensratgeber! Danke dafür!

Holly Goldberg Sloan schreibt mit die schönsten Geschichten in der Jugendliteratur. Und die aus Meg Wolitzers Feder treffen mitten ins Herz. "An Nachteule von Sternhai": einfach nur sternhageltoll! Vor betörendstem Leseglück verschlägt es einem während der Lektüre den Atem, außerdem die Sprache. Die Story berührt bis zum letzten Satz. Denn hier erfährt man Emotionen pur. Da fließen bei einem die Tränen regelrecht in Sturzbächen. Vorsicht: Taschentuch-Alarm!

Susann Fleischer 
29.07.2019

 
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Das Buch:

Holly Goldberg Sloan, Meg Wolitzer: An Nachteule von Sternhai. Aus dem Englischen von Sophie Zeitz

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München: Carl Hanser Verlag 2019 288 S., € 17,00 ab 10 Jahren ISBN: 978-3-446-26432-8

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