Kinder- & Jugendbücher
Lust auf Sprache
Wortspiele und Reime wie die "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" und "Dunkel war´s, der Mond schien helle" oder Zungenbrecher wie "Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut" kennt mit Sicherheit jeder aus seiner Kindheit. Doch bei diesen Klassikern bleiben die Autoren Eva Bade und Cordula Thörner in ihrem Sprachspielebuch mit dem Untertitel "Als der Wal die Vokale stahl" nicht stehen. Im Gegenteil, diese bekannten Kinderreime bilden nur die Ausgangssituation und geben einen kleinen Ausblick darauf, wie man mit Sprache spielen kann.
Auf hundert Seiten arbeiten sich Eva Bade und Cordula Thörner durch unsere Sprache hindurch. Im ersten Kapitel hangeln sie sich von Buchstabe zu Buchstabe durch das Alphabet. Mal gibt es Verse, in denen das "au" eine prominente Rolle spielt, mal sollen möglichst alle Wörter des Reims mit "z" anfangen. Im Silben-Kapitel wird die Vertauschung der Silben eines Wortes als eine Art Geheimschrift vorgestellt, mit der Kinder spielen können. Die jungen Leser einzubeziehen in ihre Sprachspiele, ist ein Anliegen der Autoren, das sich durch das ganze Buch zieht.
Jede Seite enthält Anregungen und kleine Aufgaben, anhand derer die Grundschulkinder sich selbst an den verschiedenen Spielarten ausprobieren können. Warum nicht einmal eine Geschichte schreiben, in der ein spezieller Buchstabe oder Wörter mit Doppelkonsonanten besonders häufig vorkommen? Oder eine Wörterkette aus zusammengesetzten Nomen bilden, bei denen das Ende eines Wortes der Anfang des nächsten ist?
Die Sprachspiele in "Als der Wal Vokale stahl" stammen zum Teil von berühmten Autoren wie James Krüss oder Josef Guggenmos, sind aber zum Großteil von Eva Bade und Cordula Thörner selbst verfasst. Um den Anreiz für die Kinder, sich selbst auch mit eigenen Wortspielen zu beteiligen, zu erhöhen, liegt dem Buch ein kleines Notizheft bei, in das sogleich die selbstverfassten Reime eingetragen werden können.
Schulanfänger, aber auch Kindergartenkinder oder ältere Kinder bzw. Erwachsene können mit diesem Buch die Freuden, die das Spiel mit der eigenen Sprache bringen kann, erleben und selbst zu Wortakrobaten werden. Begleitet werden die Reime von den witzigen und kunterbunten Illustrationen von Meike Haberstock, die auch das eine oder andere Bilderrätsel aufs Papier gebracht hat. Wer behauptet, Sprache sei langweilig, wird mit "Als der Wal Vokale stahl" eines Besseren belehrt.
Sabine Mahnel
07.05.2018