Gedichtbände

Zeichen der Zeit

Nachdem von der in Salzburg im Lehramt tätigen Clara Schobesberger, Jahrgang 1958, im Weishaupt Verlag die beiden Bücher "Die Spur der Zeit" und "Verschwiegene Wette" erschienen sind, legt sie mit "Der Unerkannte spannt den Bogen" im Frankfurter Literaturverlag ihren neuesten Lyrikband vor. Ihre bisherigen Werke fanden mit der Auszeichnung durch die Frankfurter Bibliothek und der Aufnahme in die Auswahl der besten Gedichte des Jahres bereits hohe Anerkennung.

Der neue Lyrikband bestätigt, dass sich die Autorin mit ihren Gedichten in einem spannungsreichen Wechsel zwischen Phantasie und Wirklichkeit bewegt, mit dem sie die Leser oft in eine realitätsnahe Traumwelt entführt.

Sie lässt ihre Seele spielen und schwelgt zwischen Sternen, Reigen, Engeln und Zeitenläufen und bezieht immer wieder die Natur und vor allem Vögel in die Verse mit ein, die als Metapher gedeutet werden können. Bereits das erste Gedicht "Vogelschwingen" weist darauf hin, wie wichtig ihr dieser Bezug ist.

Der Wandel der Zeiten ist immer wieder offenkundig, was auch durchaus in Abgründe führen kann, aber letztlich sind es doch schwingende Klänge, Wolkenbilder und mystische Lichterscheinungen, die das Geschehen dominieren. Dabei ist sich die Autorin bewusst, dass man die "Sonnenkelche und Schattenblüten pflegen und hüten muss" (siehe Seite 49) und sie sich mit den Gedichten auf die Suche nach den Zeichen der Zeit begibt, wie sie in dem Gedicht "Abberufen" äußert. Auch wenn sie an einer Stelle meint, "wie eine Träne steht die Erde am Rande der Welt", gibt es doch immer wieder Hoffnungsschimmer. Bei den düsteren Zeilen, mit denen durch die Zeiten geschritten wird, steigen doch am Ende Morgenlichter auf, die einen weiteren Ausblick symbolisieren.

Auch in der Konfrontation mit Tod und Vergehen erfüllt den Leser doch eine "merkwürdige Heiterkeit", sodass sich jedwedes Ende doch mit einem Lächeln erwarten lässt. Phantastisch sind ihre Gedanken in der "Botschaft an Pepeto" oder über Vorgänge nachts auf dem Dach, die durchaus beim Lesen ein Schmunzeln entlocken. Ebenso bezieht die Autorin den amüsanten aber auch durchaus verzweifelten Kampf des Dichters um die richtigen Worte in ihre Lyrik mit ein. Dabei gibt sie dem Leser zu verstehen, dass oftmals die Stille mehr wert ist als all die leeren Worte. Denn, so erstaunlich das klingt, "es gibt Poesie, die man schweigt."

Mit diesen Gedichten hinterlässt Clara Schobesberger beim Leser Spuren, die durch das tiefe Eindringen mit ihren Worten in das seelische Empfinden bei jedem nachwirken werden. Clara Schobesberger sagt: "Es ist Zeit, dem neuen Wort das Licht abzulesen". Diesem schließt man sich bedenkenlos an, wenn das Wort zu so außergewöhnlichen Gedichten führt.

Dr. Helga Miesch
17.11.2014

 
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Das Buch:

Clara Schobesberger: Der Unerkannte spannt den Bogen

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Frankfurt: August von Goethe Literaturverlag 2014
189 S., € 12,40
ISBN: 978-3-8372-1529-8

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