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Gedichtbände

Futter für das Gehirn

Wenn Brot Nahrung für den Körper und Musik Nahrung für die Seele ist, dann sind Aphorismen Nahrung für das Gehirn. Das Buch "Das Wort bin ich oder Tausend Sätze und noch mehr" von Thaddäus-Adam Schneider enthält mit etwas mehr als 1.000 Aphorismen und einigen Gedichten einiges an Futter für den Geist.

Aphorismen sind ihrer Definition nach scharf umrissene Gedanken, die üblicherweise in einem einzigen Satz geäußert werden. Sie können aber auch Gedankensplitter sein, die ein generelles Thema nur anreißen. Die Anwendbarkeit ist vielfältig. So können Aphorismen Lehrsprüche sein, Bonmots, wofür zum Beispiel Oscar Wilde berühmt war, oder provokante Thesen, wozu vor allem "Das Wörterbuch des Teufels" von Ambrose Bierce zu zählen ist. Thaddäus-Adam Schneider beschränkt sich nicht auf eine Kategorie. Seine Aphorismen sind allen Bereichen zuzurechnen. So gibt es Kritisches zur aktuellen Politik zu lesen, Provokantes zur Gesellschaft, religiöse Lehrsätze und manchmal auch Humoristisches. Aufgelockert werden die Aphorismen durch einige Gedichte, die in dem Band verstreut sind.

Die Reime bei den Gedichten sind recht einfach gestrickt und gehen dadurch eine angenehme Lockerung mit den Aphorismen ein. Mannigfaltige Themen wie gegen Politik, z.B. "Die Leisetreter sind versteckte Radaumacher", und gegen Dummheit wechseln sich ab mit Gedanken zu Gott, Macht, Energie und Umwelt, die hier auch mal auf derbe Weise daherkommen. Bei der Fülle von mehr als 1.000 Aphorismen bleibt es aber zwangsläufig nicht aus, dass manche der Sätze etwas platt geraten oder sich auch thematisch wiederholen, wie die vielen Gedanken über das Jetzt. Der Großteil der in diesem Buch vorkommenden Texte regt zum Nachdenken an. Insbesondere ein Aphorismus von Thaddäus-Adam Schneider passt sehr gut zu dem gesamten Buch - nämlich "Eine gute Pointe landet nicht auf dem Hintern".

Es ist zwar schwierig, dieses Buch an einem Stück zu lesen, aber hat man es erst einmal angefangen, so wird einem schnell klar, dass man es immer wieder mal hervorholen wird, um über einige einzelne Sätze zu sinnieren und zu philosophieren. Zu jeder Zeit und zu jedem Moment wird sich hier etwas finden lassen. Und damit ist es eine wirkliche Bereicherung.

Jons Marek Schiemann
27.09.2010

Die Lesung im Deutschen Literaturfernsehen finden Sie hier.

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