Gedichtbände

Dem Ende den Schrecken nehmen, mit Lyrik fürs Herz

Kann man den Tod verstehen? Nein, kann man nicht. Er offenbart sich nicht, gibt keines seiner Rätsel preis, sondern bleibt ein Mysterium voller Geheimnisse. Durch alle Zeiten hindurch bis heute hat sich daran nichts geändert. Jeder Versuch, den Tod zu erklären, kommt bestenfalls einer Annäherung gleich, die auf der Suche nach der Wahrheit nichts erfährt, außer dass der Tod verdrängt und ausgegrenzt wird. Eine Tatsache, die eher noch dazu beiträgt, dass das Missverständnis zwischen ihm und dem Menschen eine dauernde Fortsetzung erfährt. Jan Schäfer hat mit "Der letzte Akt des Lebens ist der Tod" trotzdem den Versuch gewagt, dem Wesen des Todes mittels betörender Lyrik auf die Spur zu gelangen.

25 Gedichte finden sich hier zwischen zwei Buchdeckeln. Und schon deren Betitelungen (u.a. "Vergänglichkeit", "Friedhofsmelodie", "In Gräbernähe", "Aus dem Schattenreich", "Zeit ohne Wiederkehr", "Im Abschied begriffen") lassen keinen Zweifel, dass die Verse dem Tod gewidmet sind. Der Grundton der Gedichte ist zwar melancholisch, sogar recht düster gehalten, aber sie lassen Raum für Licht. So bleibt nach der Lektüre so etwas wie Hoffnung. In "Hauch des Todes" heißt es: "Vergangen wirkt der Tod wie Frieden."

Oder in "Der ewige Schlaf":
"Nun ruhet still in Gottes Hand,
die Seele, die nie Frieden fand.
Ihr Schicksal ruft den Himmel an,
wie schön das Paradies sein kann."

Das Thema von Schäfers Lyrik-Kunststückchen regt zum Nachdenken an, vor allem über das Hier und Jetzt. Richten Sie ihren Blick nicht auf Vergangenheit oder Zukunft. Leben Sie jetzt und jeden Tag, als wäre es der letzte. Carpe diem! Und dann ist da noch das Wissen, dass die Menschen, die wir lieben, niemals wirklich von uns gehen. Sie leben in unserem Herzen weiter.

Literatur, der man ab dem ersten Wort erliegt - die deutschsprachige Lyrik wäre um einiges ärmer, gäbe es nicht Autoren wie Jan Schäfer. Seine Poesie will nicht nur unterhalten, sondern sie hat auch eine Aussage. "Der letzte Akt des Lebens ist der Tod" zum Beispiel, dass Unsterblichkeit nicht das erstrebte Ziel der Menschheit sein sollte. Die Gedichte in diesem Büchlein nehmen dem Leser die Angst vor dem Sensenmann. Wenn es soweit ist, empfange ihn als Freund. Wichtig ist nur, dass man gelebt hat, und zwar mit allen Höhen und Tiefen. Diese Botschaft begleitet einen für länger als eine Lektüre lang. Sie setzt sich im Herzen fest und mahnt uns, nicht zu vergessen zu leben. Danke allein dafür!

Anja Rosenthal
26.11.2018

 
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Das Buch:

Jan Schäfer: Der letzte Akt des Lebens ist der Tod

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Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2018
48 S., € 8,00
ISBN: 978-3-96145-370-2

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