Erzählbände & Kurzprosa

Unterwegs im Zeitenlauf

Mit diesem Buch legt Reinhard Brose seine auf Dänisch geschriebenen und 2012 im Historia-Verlag Odense erschienenen Erzählungen erstmals in überarbeiteter deutscher Fassung vor.

Der 1941 geborene Reinhard Brose wuchs in der thüringischen Stadt Gera auf und verlebte eine glückliche Kindheit, die nicht frei von Entbehrungen war, denn sein Vater war 1944 im Krieg gefallen. Brose interessierte sich bereits als Kind für Sprachen und besuchte die Internatsschule in Wickersdorf bei Saalfeld, in der schon ab der fünften Klasse Russisch gelehrt wurde. Als hervorragender Schüler und Pionier wurde er ausgezeichnet und weilte unter anderem in den Ferien in der Pionierrepublik Wilhelm Pieck am Werbellinsee, wo er zum ersten Mal mit der dänischen Sprache in Berührung kam.

An der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald begann er nach dem ausgezeichneten Abitur ein Studium der nordischen Sprachen und der Kultur der skandinavischen Länder. Mit dem System des Sozialismus in der DDR konnte er sich aber immer weniger identifizieren und so wagte er 1964 von Polen aus auf einem Schiff die Flucht in den Westen. Nach Fortsetzung seines Studiums in Kiel wurde sein neuer Lebensmittelpunkt Dänemark, zunächst für einige Zeit im jütländischen Aarhus, wo er die ersten Erfahrungen mit der Mentalität der Dänen und ihren Ansichten machte (siehe Seite 116 bis 117).

Im August 1971 bekam er eine Anstellung als Lehrer für Deutsch und Dänisch am Gymnasium in Skanderborg. Als er acht Jahre nach seiner Flucht wieder nach Deutschland fährt, um seine Mutter und seinen Bruder zu besuchen, merkt er, wie weit sie sich voneinander entfernt haben und wie sich die Zeiten verändert haben.
1974 wird er dänischer Staatsbürger. Der Autor beschäftigt sich intensiv mit der Frage, was ist Vaterland und was bedeutet Heimat. Er zitiert in diesem Zusammenhang ernst Moritz Arndt und Hoffmann von Fallersleben und erwähnt Heinrich Heine. Er sagt dazu: "Die Grenze zwischen den beiden Teilen Deutschlands war für mich eine offene Wunde, die erst mit der Wiedervereinigung geschlossen wurde." Ihn zog es immer wieder an die Grenze, denn es sind diese Grenzerfahrungen, die sich offensichtlich tief in sein Herz eingegraben haben.

Er entscheidet sich in späteren Jahren noch stärker für das Reisen. Ende 1997 besucht er das erste Mal die ägyptische Stadt Luxor, zu der er sich besonders hingezogen fühlt.
So überlegt er nicht lange, als er nach der Pensionierung das Angebot erhält, als Reiseleiter für ein dänisches Reisebüro auf Nil-Kreuzfahrten tätig zu werden. Man spürt, wie nahe ihm Ägypten in den letzten zwanzig Jahren geworden ist. Seine Kenntnisse sind fundiert, er spricht Arabisch und kommt den Einheimischen nahe. Seine Eindrücke sind für alle Leser besonders wertvoll, sind sie doch geprägt durch die Beobachtung der Entwicklung über viele Jahre und alles andere als oberflächliche Touristenerlebnisse.
Seine Erzählung beendet der Autor mit der Bemerkung: "Ich muss halt sehen, wie die Reise endet." Es ist sicher, dass seine Reise zu sich selbst führt und mit seiner Neugierde immer wieder neue Erkenntnisse bringen wird, - bis zuletzt.

Dr. Helga Miesch
02.02.2015

 
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Das Buch:

Reinhard Brose: Glückliche Reise

Frankfurt: August von Goethe Literaturverlag
163 S., € 14,80
ISBN: 978-3-8372-1599-1

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