Erzählbände & Kurzprosa

Geschichten , die ins Herz dringen

Es ist absolut erstaunlich, wie unglaublich gut Hans Sahl schreiben kann. Der 1902 in Dresden geborene jüdische Autor verführt mit seinen Geschichten die Sinne zu einem Erlebnis, das man nicht mehr vergessen wird, und schafft mit seinen Worten wahre Poesie, die jedes Leserherz im Sturm erobert. "Der Mann, der sich selbst besuchte" zeugt von ganz hoher Schreibkunst und ist ein (literarisches) Meisterwerk, das zu Tränen rührt und einfach umwerfend schön ist. Knapp 30 Erzählungen und Glossen sind hier versammelt in einer Schatztruhe, aus der man mit vollen Händen schöpfen möchte. Hier findet man fesselnde Literatur, die den Leser ab der ersten Seite packt und Balsam für die Seele ist.

Es lässt sich nicht abstreiten: Hans Sahl hat etwas zu erzählen. Und was er zu erzählen hat, das ist so interessant, dass man mit der Lektüre des neuen Buches aus seiner Feder nicht mehr aufhören möchte. Es ist beinahe, als wandele man durch die Geschichten und durch Erlebniswelten, die in ihrer Schönheit einmalig sind und eine Anziehungskraft ausüben, der niemand widerstehen kann. Die Glossen verleihen dem vorliegenden Buch ein ganz besonderes Flair. Sie berichten von journalistischen Tagesereignissen und entlarven Sahl als Beobachter, dem nichts zu entgehen scheint. In 70 Jahren Schaffenszeit ist einiges zusammengekommen - insbesondere ein amüsantes Vergnügen, dem es weder an (Wort-)Witz noch an moralischer Feinfühligkeit fehlt.

"Der Mann, der sich selbst besuchte" ist ein Juwel, das mit der Sonne um die Wette zu glänzen scheint. Hans Sahls´ Buch zaubert dem Leser ein seliges Lächeln auf die Lippen und macht ihn rundum glücklich. Man ist schlichtweg beeindruckt von dem erzählerischen Schaffen des Autors und kann bei der Lektüre nur eines: staunen, staunen, staunen! Von seinen Werken lässt man sich gerne gefangen nehmen, denn sie bedeuten gute Unterhaltung par excellence und sind eine zarte Versuchung, der man einfach nicht widerstehen kann. Die Texte entwickeln eine Sogwirkung von größter Intensität und besitzen eine Intimität, von der so manch anderer nur träumen kann. Die Welt im Kleinen - Sahl gelingt dieses Kunststück auf phänomenale Art und Weise.

Der Blick, den Hans Sahl in seinen Büchern immer wieder auf die Gesellschaft wirft, ist schonungslos und nichts bleibt ihm verborgen. Mit "Der Mann, der sich selbst besuchte" tritt der deutsch-jüdische Schriftsteller abermals den Beweis an: Er ist einer der größten Erzähler unserer Zeit - und ein wundervoller noch dazu. Seine Erzählungen und Glossen sind ein Genuss, den man so schnell nicht mehr vergessen wird.

Susann Fleischer
13.05.2013

 
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Das Buch:

Hans Sahl: Der Mann, der sich selbst besuchte. Die Erzählungen und Glossen

München: Luchterhand Literaturverlag 2012
416 S., € 22,99
ISBN: 978-3-630-87293-3

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