Erzählbände & Kurzprosa

Männer ohne Muskeln

Wen heute noch mit "M?nnergeschichten" hinter'm sprichw?rtlich gewordenen, l?ngst abgerissenen, Ofen hervorlocken? Schwule sind ihrer "M?nner" ?Geschichten satt. Sind nun die "m?nnlichen" M?nner f?r M?nnergeschichten zu interessieren? Ralph Gr?neberger macht nicht mal den Versuch, M?nnern Geschichten von M?nnern vorzusetzen, die erkl?rterma?en "M?nnergeschichten" sein sollen. Unsolidarisch, wie der Schriftsteller sein kann, stiftet er keine Kontakte zwischen Kerlen. M?nner, die den Macho-Mann machen, sind ihm gleichg?ltig und deshalb nicht die Figuren, die seine Erz?hlungen bev?lkern, die den schmalen Band "Politessen" f?llen. Es sind eher die Geschicke der ge-, verf?hrten denn der fordernd-f?hrenden M?nner, von denen zu h?ren ist. Also den Geschicken geschobener, gezogener, geduckter, getriezter ?lter und alt gewordener Jungs, die sich hauen lassen, statt sich ihrer Haut zu wehren.

Schlimmstenfalls ?ben die Gepr?gelten, Geplagten Selbstjustiz. Wie jener durch Beh?rdenwillk?r zur Wei?glut gebrachte Herr Meyer, der einer Dame des Ordnungsamtes ? "im Dienstkleid einer Politesse" ? das Lebenslicht auspustet. Die in dem Band "Politessenblut" erz?hlten Geschichten der M?nner sind Geschichten, die ebenso Frauen geschehen k?nnten und geschehen. Allgemeines, Allbekanntes, Allgemeing?ltiges macht Gr?nebergs M?nnergeschichten nicht Allerweltsgeschichten. Der Erz?hler pointiert seine an sich nicht ?berraschenden Pointen, so da? sie immer wieder ?berraschen. Vom Schicksal eines weinenden Weihnachtsmanns zu lesen, r?hrt nicht die sentimentalen Seelen, sondern st?rkt die Gef?hle gewissenhaft-gef?hlvoller Frauen wie M?nner.

Weniger spezifische M?nnergeschichten, sind Gr?nebergers Geschichten vor allem Erz?hlst?cke, die das leidvolle Leben in der gierigen Geldgesellschaft beispielhaft formulieren. Diese Tatsache gibt den Geschichten das inhaltliche Gewicht. Das ?berwiegt das literarische. Der Prosaist probiert das einfache Erz?hlen, das so leicht nie ist. Da? der Erz?hler dem schlichten Erz?hlen nicht entkommt ist den schlichten Adjektiven, Adverbien, Verben geschuldet, die der Schriftsteller w?hlte, um die Geschichten zu vereinfachen. Strikter komprimiert, h?tte jede Geschichte f?r sich ein Fixstern sein k?nnen. Wie die Geschichten des Ralph Gr?neberger sind, sind sie Teile der literarischen Milchstra?e. M?nnergeschichten ohne die Muskeln, die M?nnlichkeit vort?uschen.

M?nnergeschichten f?r alle Weiber. M?nnergeschichten f?r alle Weiber unter den M?nnern, f?r alle M?nner unter den Weibern!

Bernd Heimberger
03.03.2006

 
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Das Buch:

Ralph Grüneberger: Politessenblut

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Leipzig: Edition Erata 2006
124 S., € 13,95
ISBN: 3-9340-1577-8

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