Erzählbände & Kurzprosa

Gedanken zum letzten Lebensabschnitt

2011 hatte G?nter Baum sein Buch ?ber "Die Abweichung" ver?ffentlicht, dann folgte im Jahr darauf "Einer bleibt zur?ck und wird weinen". Es ist unschwer zu erkennen, dass das gro?formatige, erz?hlende Protokoll, das G?nter Baum nun unter dem Titel "Zum Leben verurteilt" herausgegeben hat, das Vorangegangene fortsetzt und vertieft. Baum schreibt hier nicht nur ?ber das Finale seines eigenen Lebens, sondern auch ?ber die geliebte Waltraud. Die gleiche Trauer, die gleiche Art ihrer Aufarbeitung. Literarische Bew?ltigung, wie man sie von anderen Schriftsteller auch schon vorgesetzt bekam, nur sehr pers?nlich und unglaublich nahe. Er begleitet sich selber, schreibt er an einer Stelle.

Von Waltraud liegt in diesem reich bebilderten Band auch ein Gedicht vor, was die Echtheit des Geschehens belegt. Es ist wahrhaftig ein Dokument, ein laufendes Protokoll, was man hier in den H?nden h?lt. Wer die fr?heren B?cher nicht gelesen hat, erf?hrt ?ber Waltrauds Art und ?ber ihre Krankheit, mit der eine bedrohliche Atemnot einhergeht: "Sauerstoffversorgung rund um die Uhr". G?nter Baum schreibt in direkter Sprache und gewinnt den Leser mit seiner Ehrlichkeit. Seine Angst bleibt sp?rbar, die Situation jederzeit nachvollziehbar. Das macht den Wert dieses wirklichkeitsnahen Buches aus: Authentizit?t.

Das gilt auch f?r G?nter Baums eigene Lage. Er spricht, wenn auch nur kurz, vom Tremor, der ihn plagt. Da wird es f?r ihn schwer, an eine W?rde des alternden Menschen zu glauben, der unter seiner Unbeholfenheit leidet. G?nter Baum spricht in leiser Ironie von einer "W?rde in der Unbeholfenheit", die es eben nicht gibt. "Aus K?mpfern werden Feiglinge", schreibt er. Und entgegnet mit unverkennbarem Trotz: "Ich krieche lieber auf allen Vieren, bevor ich mich abh?ngig mache." Und erg?nzt mit erstaunlicher Festigkeit: "Ich m?chte auch im Ziellauf noch eine Lebensqualit?t erreichen, sie mir erhalten."

Ist es ein trostloses, ein deprimierendes Buch, das man sich mit "Zum Leben verurteilt" erwirbt? Sehr wohl Besinnlich und ebenso traurig - aber trostlos wird man diese in erf?llendes Blau gebundenen Texte auf keinen Fall nennen d?rfen, daf?r wird in den Bildern zu fr?hlich gelacht und in den Texten zu deutlich von Gl?ck gesprochen. Da gibt es also nicht nur ?ber die Hartn?ckigkeit eines Mannes zu lesen, der die Last des Alterns klar erkennt und sein Leiden bekennt. Sondern auch ?ber eine Zufriedenheit mit dem Erlebten, das genauso stark in der Seele lebt, wenn nicht um einiges st?rker. "Ein erz?hlendes Protokoll auch ?ber die Liebe seines Lebens", hei?t es im zweiten Untertitel des Buches, das seinen Charme vor allem in der Unkompliziertheit der Gestaltung und der Satzfolgen erkennen l?sst. Ein Buch, das zum Leser spricht.

Ronald Roggen
27.08.2012

 
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Das Buch:

Günter Baum: Zum Leben verurteilt

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Norderstedt: Books on Demand GmbH 2012
52 S., € 12,90
ISBN: 978-3-8448-3677-6

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