Erzählbände & Kurzprosa
Die neuseeländische Meisterin der Kurzgeschichte
Sie war befreundet mit D.H. Lawrence und Virginia Woolf, sie hinterlie? 73 Erz?hlungen, und sie gilt als bedeutendste Vertreterin der angels?chsischen Erz?hlliteratur: Die geb?rtige Neuseel?nderin Katherine Mansfield war eine Meisterin der modernen Kurzgeschichte. In ihrem relativ kurzen Leben - sie verstarb 34-j?hrig an Tuberkulose - reiste sie viel durch Europa, lebte zwischenzeitlich in London, Bad W?rishofen und zuletzt in Frankreich.
Der vorliegende Band tr?gt den Titel einer ihrer bekanntesten Kurzgeschichten, "Gl?ck", und umfasst 14 Erz?hlungen, die urspr?nglich zwischen 1917 und 1922, den letzten f?nf Jahren ihres Lebens, erschienen waren. Die Themen der Mansfield'schen Kurzgeschichten spiegeln in hohem Ma?e die Lebenswirklichkeit der Autorin selbst wieder. In "Psychologie" zum Beispiel treffen eine Dramatikerin und ein Romancier aufeinander, in "Je ne parle pas fran?ais" ist es ein franz?sischer Autor, der von sich und seinem Literatur studierenden Freund Dick erz?hlt.
Auch das h?ufig eint?nige und komplizierte Eheleben ist in vielen Kurzgeschichten von Mansfield das zentrale Thema. Sie schildert in "Mr. Reginald Peacocks gro?er Tag" den eher ereignislosen Tagesablauf eines Ehemanns. Auch "Der Mann ohne Temperament" und "Ehe ? la mode" stellen Szenen einer Ehe dar. Mansfield selbst musste die Erfahrung einer gescheiterten Ehe und einer Fehlgeburt machen, bevor sie 1918 John Middleton Murry heiratete und zugleich mit ihrer Freundin Ida Baker eine homosexuelle Beziehung f?hrte.
Mansfield geht es in ihren Kurzgeschichten vorrangig darum, Atmosph?re und Impressionen zu erschaffen. Handlungsarm von Dialogen regiert, hinterlassen die so fl?chtig erscheinenden Charakterstudien einen Eindruck beim Leser, der sich erst nach einiger Zeit festsetzt. Es kommen Fragen auf und man beginnt, erneut ?ber das Gelesene nachzudenken. Nicht immer jedoch lassen sich all diese Fragen beim wiederholten Abspulen der Szenen zufriedenstellend beantworten.
Der Erz?hlband ist eine gute Gelegenheit, eine hierzulande weniger bekannte Autorin kennenzulernen und sich damit auch auf Neuseeland als Gastland der diesj?hrigen Frankfurter Buchmesse einzustimmen.
Sabine Mahnel
23.07.2012