Erzählbände & Kurzprosa
Wird die Menschheit sich selbst zerstören?
Laut Maya-Kalender wird die Welt am 21.12.2012 untergehen. Weissagungen dieser Art gab es schon viele, doch bewahrheitet hat sich bekannterma?en noch keine. Aber sind gerade heutzutage solche Untergangsszenarien wirklich so abwegig? In Anbetracht der furchtbaren Atom-Katastrophe in Fukushima - ?ber 20.000 Menschen wurden get?tet, die Zahl der Toten wird wohl noch um ein Vielfaches steigen, und das Land Japan wird viele Jahrzehnte besch?ftigt sein, die Nachwirkungen der radioaktiven Strahlung in den Griff zu bekommen -, so muss man sich eingestehen, dass d?stere Zukunftsvisionen durchaus ihre Berechtigung haben.
Blickt man auf die Welt, so trifft man immer wieder auf Kriegsschaupl?tze, Flutkatastrophen, Hungersn?te und Epidemien, die es einem schwer machen, an eine gl?ckliche Zukunft f?r nachfolgende Generationen zu glauben. Zu der Frage, ob es ?berhaupt noch eine Zukunft f?r die Menschheit gibt, und falls ja, wie diese aussehen k?nnte, geben in "No Future? Denkanst??e von Camus, D?rrenmatt, Einstein, Faulkner, Fellini, Gandhi, C. G. Jung, Loetscher, Orwell, Pooper, Simenon, Tolstoi, H. G. Wells, Widmer und anderen" 35 bekannte Schriftsteller ihr Statement ab.
Der Gro?teil der Autoren sieht pessimistisch in die Zukunft, jedoch zeigen sich viele zugleich auch k?mpferisch. Leo Tolstoi prangert zum Beispiel den Patriotismus an, der daf?r verantwortlich sei, dass die L?nder sich gegenseitig bekriegen und ausl?schen, anstatt sich ihrer Gemeinsamkeit bewusst zu werden und miteinander an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Eine sehr d?stere Zukunftsvision hat G?nther Anders, der die Atombombe als Damoklesschwert sieht, welches ?ber der Erde schwebt und jederzeit zuschlagen kann. Jewgenij Samjatin beschreibt in seinem Essay, dass herk?mmliche Waffen keine Kriege beenden oder gar den Frieden bringen k?nnen, einzig das "Wort" als Waffe sei ein Mittel, um Feindseligkeiten zu ?berwinden und so Frieden unter den Menschen zu schaffen. Denn nur dann k?nne es eine Zukunft f?r die Menschheit geben. Die Kraft des Wortes betont auch Albert Einstein in "Die Schulb?cher m?ssen neu geschrieben werden". Schon in der Schule muss eine Umerziehung des Geistes stattfinden, anstatt Vorurteile zu verst?rken, soll Toleranz und Respekt gelehrt werden. Auch die Umweltverschmutzung und der verschwenderischen Umgang mit den nat?rlichen Ressourcen werden angesprochen. Unter anderem auch von Heinrich B?ll, der in "Luft in B?chsen" deutlich macht, dass die Menschen schon l?ngst auf Pump leben, was den nat?rlichen Haushalt der Erde angeht.
Der Philosoph Georg Christoph Lichtenberg schrieb: "Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen: Es mu? anders werden, wenn es gut werden soll." Diese Maxime fasst die ?u?erungen aller Autoren wohl am besten zusammen und bringt sie auf einen gemeinsamen Nenner. Will die Menschheit gegen ihre eigene Zerst?rung vorgehen und nachfolgenden Generationen eine Zukunft bieten, so muss sich im Denken und Handeln jedes Einzelnen etwas ?ndern. Welcher Weg dabei der richtige ist, oder wie genau die L?sung auszusehen hat, um die manngifachen Probleme auf der Erde in den Griff zu bekommen, findet man in "No Future?" vergebens. Doch es w?re wohl auch sehr vermessen so etwas zu verlangen. Die Essays bieten viele Anregungen, ?ber die erschreckenden Zust?nde auf der Welt nachzudenken, eine kritischere Haltung gegen?ber den Geschehnissen einzunehmen und sich genauere Vorstellungen ?ber eine m?gliche Zukunft zu machen. Zudem steckt eine gewichtige Aussage in diesem B?chlein drin: Zukunft gestalten, f?ngt schon im Kleinen an und jeder kann und muss sich daran beteiligen!
Kathrin Grimm
18.04.2011