Erzählbände & Kurzprosa
Das Schlechteste im Menschen - meisterhaft erzählt
Sieben Tods?nden kennt die katholische Kirche. Und sie alle f?hren den davon Behafteten direkt in das Fegefeuer, wo diese ihr Jenseits auf immerdar verbringen m?ssen. Eva Menasse wei? um deren (d?monische) Kraft, die den unschuldigen Menschen zu verf?hren versucht und in "L?ssliche Tods?nden" zur vollen Entfaltung kommt. In sieben Geschichten widmet sich die Autorin den menschlichen Lastern, die Unheil ?ber jeden bringen. Tr?gheit, Gefr??igkeit, Wollust, Zorn, Hochmut, Neid und Habgier sind die typischen Charakterzeichen eines Gefallenen, der sich dem B?sen verschrieben hat und selbst durch Bu?e kaum mehr gerettet werden kann. In welcher Weise sie sich zeigen, davon berichten die Erz?hlungen dieses B?ndchens.
In diesem Buch geht es um Menschen, wie man sie millionenfach auf dieser Welt begegnet und denen demzufolge nichts Besonderes anhaftet. Und sie sind es, an der Menasse die Auswirkungen der Tods?nden als Exempel statuiert. Stehen sie doch f?r unsere Gesellschaft, die in ihrem Dreck fr?her oder sp?ter umkommen wird. Doch statt den Finger auf jemand Spezifisches zu richten und ein vernichtendes Urteil zu sprechen, gibt die Autorin sich ihren Worten hin, l?sst den Leser daran teilhaben und schreibt so gro?artige Prosa f?r jedermann. Und man trifft hier wie auch andernorts den abgewiesenen Ehemann, kraftlosen Liebhaber und bildungsfeindlichen K?nstler - alle vereint durch einen Fehler, der seit Jahrtausenden den Stoff f?r die gr??ten Trag?dien bietet.
Es geht um Liebe und Hass, Schuld und Vergebung und es wird geweint, gelacht und oftmals auch geschrieen. Alles, was der Leser tun kann, ist fasziniert lauschen und von Gl?ck sagen, dass es nicht ihn getroffen hat. Das ist auch der Grund, weshalb "L?ssliche Tods?nden" zuweilen so unter die Haut geht, denn die Unterschiede zu den Protagonisten sind hier nur marginal und umso eindringlicher in ihrer Aussage. Und doch f?hlt man sich bis zum letzten Wort unterhalten, denn jede Geschichte besitzt eine Sogwirkung, die den Leser erst nach dem Schlie?en dieses Erz?hlbandes wieder loszulassen gewillt ist.
Eva Menasse schreibt Literatur, die ber?hrt und zugleich aufr?ttelt, denn "L?ssliche Tods?nden" l?sst keinen Leser trocken. Man gibt sich hier der Poesie einer Ausnahmeschriftstellerin hin und erkennt auf Seite 253, dass das Leben ein Kuriosum ist, das st?ndig in Bewegung und Wandel ist. Es reicht manchmal eine Sekunde aus, um eine 180-Grad-Kehre zu machen - hinauf in Gottes Himmelsreich oder direkt in die Abgr?nde der H?lle. Welchen Weg man begeht, muss jeder f?r sich entscheiden. Menasse weist mit diesem Buch einzig auf, wohin dieser f?hren kann und zwangsl?ufig auch wird.
Susann Fleischer
21.03.2011