Erzählbände & Kurzprosa
Kann auch ein Kotzbrocken Zen-Status erreichen?
Was haben ein bei einem Schneesturm unglücklich gestrandeter Fotograf, pannenreiche Zwölftklässerromanzen, ein im Internet erstandener, offensichtlich verwunschener Teekessel und ein Haus in Japan, in dem es spukt, gemeinsam? Die Antwort fällt leicht: Sie befinden sich alle in dem vorliegenden Kurzgeschichtenband des preisgekrönten deutschen Autors Christoph Peters. Geneigte Leser, die nun der Meinung sind, dass einiges hiervon doch reichlich fantastisch klingt, liegen sehr richtig. Der Autor von "Mitsukos Restaurant" hat wahrlich keine Scheu davor, seine Leser auch in die Welt des Phantastischen zu führen. Was die 13 Kurzgeschichten zusätzlich thematisch zusammenhält, ist, dass Peters´ Protagonisten großteils kreative - und oftmals verkrachte - Lebenskünstler sind. Und wenn nicht, sind sie bemerkenswert unstete Naturen, die mit Problemen zu kämpfen haben, um die sie der Leser wahrlich nicht beneidet.
Da gibt es beispielsweise den Titelhelden Sven Hofestedt, der leider nur so aussieht, als führe er Sportwagen und schliefe mit reichen Erbinnen. Doch in Wirklichkeit ist er bis über die Ohren verschuldet, so dass sein Projekt - sich in Japan in die Welt des Zen-Buddhismus einweihen zu lassen - wie ein Ding der Unmöglichkeit erscheint. Oder Fumio Onishi, dem die japanische Glückskatze, die er an einen in Frankfurt lebenden Geschäftspartner überbringen soll, alles andere als Glück bringt. Oder den Teppichhändler Wolfgang Janssen, den eine begehrte islamische Gebetskette, die er erstanden hat, schier in den Wahnsinn treibt. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass Christoph Peters keinem seiner Protagonisten ein Happy End gönnt. Doch es sind in der Tat nicht ausgesprochen viele, die das Vergnügen haben ...
Eins ist klar: Mit "Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung" brennt Christoph Peters ein Feuerwerk des Absurden und Phantastischen ab, das sich gewaschen hat. Dass es Peters bewusst nicht darauf angelegt hat, seine Protagonisten als geborene Sympathieträger agieren zu lassen und es hierbei an einem gerüttelt Maß bissigen Humors nicht fehlen lässt, scheint offensichtlich. Doch selbstverständlich ist das Lesevergnügen besonders groß, wenn der Leser Figuren begegnet, die es vollends verdient zu haben scheinen, dass sie mit geradezu unglaublichen Pechsträhnen konfrontiert sind. Ebenso fällt auf, dass zahlreiche der 13 Geschichten sich mit Stoffen aus der japanischen und arabischen Kultur beschäftigen, was "Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung" eine faszinierende, exotische Note verleiht. Zusammen mit Christoph Peters´ bestechender Schreibkunst und seinem ausgeprägten Talent für atmosphärische Dichte entfaltet sich so ein ganz besonderes Leseerlebnis, das kein Bücherfreund so schnell vergessen wird. Ein absolutes Muss für alle Liebhaber des Phantastischen, Unkonventionellen und Skurrilen, von dem auch anspruchsvolle Leser hingerissen sein werden.
Johannes Schaack
28.02.2011