Erzählbände & Kurzprosa
Die frohe , heile Reha-Welt
Christian Zaschke - Sportreporter der Süddeutschen Zeitung - hat nun ein Buch geschrieben, das sich ganz seinem Rücken widmet. "Tanz den Fango mit mir. Die Geschichte meines Rückens" titelt Zaschke und unweigerlich fragt sich der neugierig gewordene Rezipient: Wieso widmet jemand seiner Kehrseite ein Buch? Ganz einfach: Christian Zaschke hat seit seiner Jugend schon Rückenprobleme und erlitt mit gerade mal 36 Jahren einen Bandscheibenvorfall. Schmerzen begleiten ihn und sind schon zum ungemütlichen Alltag geworden, als er in die Reha-Klinik "Bad Aibenhausen" kommt. Doch wer nun glaubt, Zaschke würde uns hier ein Happy End liefern, das die wundersame Heilung seines Rückens beschreibt, der liegt völlig daneben.
Nein, in Zaschkes Buch geht es ganz und gar um den eigenen Kosmos "Reha-Welt". Der aufmerksame Beobachter Christian Zaschke nimmt die Reha-Klinik wie ein ethnologischer Feldforscher wahr: Er studiert die Menschen, ihre Riten, ihre Weltanschauung, ihre Schicksale und Gewohnheiten. Mit einer großen Portion Humor und auch Selbstironie erzählt Zaschke von der eingeschworenen Tratschclique in der Raucherecke, von "Chef", der mit seinem gönnerhaften Gehabe die ganze Klinik unterhält, von "Dr. Seltsam", der bemüht ist, Zaschke gesund zu pflegen, von "Rüdiger", der ziemlich normal ist und mit dem Zaschke über die Klinik philosophiert und natürlich von den netten, beleibten Damen, mit denen Zaschke im Wassergymnastik-Kurs ist. Die Namen - inklusive der der Klinik - sind freilich geändert worden, aber Zaschke betont, dass sich das meiste tatsächlich so zugetragen habe.
Zu Beginn des schmalen Buches, das in seiner Aufmachung an ein Moleskine Notizbuch erinnert und damit den Eindruck eines Erfahrungsberichtes unterstützt, fragt man sich als Leser kurz, ob Christian Zaschke hier nicht Erfahrungen beschreibt, die sowieso jeder schon mal gemacht hat, der um einen Aufenthalt in einer Reha-Klinik nicht umhin kam. Aus diesem Umstand macht der Sportreporter auch gar keinen Hehl, eher schwimmt er auf einer Welle des Humors, der stark an den Stand-up-Comedian-Stil à la Mario Barth erinnert, und zielt damit genau ins Schwarze der derzeitigen Komikmode.
Christian Zaschke hat mit "Tanz den Fango mit mir" ein Buch vorgelegt, dass es sich, ob seines Humors und seiner erzählten Leichtigkeit, zu lesen lohnt. Das ehrliche Ende, welches verrät, dass Zaschke immer noch Rückenprobleme hat, nun aber von einem sehr guten Orthopäden aufgepäppelt wird, zeigt dann doch auch die Ernsthaftigkeit des Themas "Bandscheibenvorfall", welches Zaschke überhaupt erst in die Reha-Klinik brachte. Dennoch: Zaschke will unterhalten und keine Rückenschule betreiben - und dies gelingt dem Autor sehr gut.
Maria Merten
25.05.2009