Erzählbände & Kurzprosa
Geschichten des alltäglichen Lebens
Täglich passieren uns Begebenheiten, die uns erstaunen oder schmunzeln lassen, die uns aber andererseits auch nachdenklich und zuweilen traurig machen können. So kann sicherlich jeder auf Anhieb sagen, wo er sich am 11. September 2001 befunden hat, und was er im Moment der Anschläge auf das World Trade Center unternommen hat.
Vermutlich ist auch jeder Mann schon einmal vor einer attraktiven Frau auf dem Bürgersteig gestolpert und wäre hinterher am liebsten im Erdboden versunken.
Diese und noch viele weitere Momente hat Franz Hohler in seinem Buch "Das Ende eines ganz normalen Tages" in insgesamt 40 Erzählungen von unterschiedlicher Länge festgehalten. Dabei werden zum einen Geschehnisse des alltäglichen Lebens verarbeitet und zum anderen frühere Erlebnisse des Autors, der zum Teil selbst als Figur in seinen Erzählungen auftritt (oder ist es doch nicht er selbst, sondern ein `literarisches Ich´?). Somit bringt er seine Persönlichkeit auf interessante Art und Weise in prosaischer Form näher.
Es werden aber auch besondere Ereignisse dargestellt, wie zum Beispiel eine mongolische Hochzeit, die uns Europäern völlig fremd ist und so nähergebracht wird, oder die letzte Vorlesung eines alternden Professors für Literatur, wobei der Hörsaal aus allen Nähten platzt. Dies ist schon Alltag an den Universitäten, ohne dass eine Legende für immer von der (Literatur-)Bühne verschwindet.
Die Erzählungen selbst spiegeln unterschiedliche Situationen wider. Dabei bewegen sie sich zwischen humoristisch, ernsthaft, nachdenklich, bewegend und klug. Vielleicht geben sie dem einen oder anderen Leser neue Denkansätze und führen womöglich sogar dazu, das Leben mit anderen Augen zu sehen.
Nicht umsonst ist Franz Hohler dieses Jahr mit dem renommierten Kabarettpreis "Salzburger Stier" geehrt worden. Er zeichnet sich durch eine Schärfe in der Beobachtung und der Formulierung aus, die in der heutigen Zeit leider viel zu häufig fehlt. Die Erzählungen können uns Leser aber dabei helfen, dies selbst noch zu entwickeln. Zumindest bieten sie eine Grundlage dafür.
Susann Fleischer
06.10.2008