Erzählbände & Kurzprosa

Ein Erzählband, der für so manchen Leser die Welt bedeutet

Keine Lust auf einen Roman von vier-, fünfhundert Seiten, aber dennoch aufs Lesen? Dann greifen Sie unbedingt zu Daniel Wissens Erzählungen, versammelt in "Die erfundene Frau". Diese Lektüre lohnt definitiv eine Entdeckung. Sie ist etwas für alle Sinne, lässt die Zeit auf besonders angenehme Weise vergehen und hallt noch lange nach dem letzten Satz in einem nach. 22 Geschichten lassen einem die Welt um sich herum vollkommen vergessen, treffen mitten ins Herz und unterhalten über mehrere Stunden lang wie kaum etwas sonst im Bücherregal. Wisser weiß dabei einmal mehr zu beeindrucken; und zwar mit seinem Talent, Literatur zu erzählen und den Leser einen Teil davon werden zu lassen. Wo findet man Ähnliches zwischen zwei Buchdeckeln? Nur bei den wenigsten Schriftstellern!

Daniel Wisser erzählt zweiundzwanzig lakonische Geschichten über das ganz alltägliche Fiasko von Liebe und Sexualität: Sie handeln vom Reiz des Imaginierten, desaströsen Wochenenden und dem Drama der Dating-Portale, von Fetischisten und Neurotikern, von der Liebe der Hundertjährigen, der Scham der Pubertät und verpassten Augenblicken. Sie erzählen vom Anfang der Liebe und von ihrem Ende - und dass manchmal nicht mehr bleibt als ein toter Hund in einer Louis-Vuitton-Tasche. Sie zeigen ihre Figuren beim immer wieder scheiternden Versuch, nicht zu scheitern, gönnen ihnen keine Erlösung und sind gerade deshalb von großer Menschlichkeit.

Literatur, von der einem regelrecht schwindelig wird - genau die schreibt Daniel Wisser. Seine Veröffentlichungen sind poetischste Prosa, die das Herz berührt und den Leser aufs Wunderbarste unterhält sowie erfreut; selbst nach wiederholter Lektüre. "Die erfundene Frau" ist ein Juwel unter den Neuerscheinungen der letzten Jahre, außerdem der Beweis, dass Österreichs Schriftsteller durchaus Bestsellerpotenzial haben. Das vorliegende Buch zu lesen, ist ein wahre Wonne und auch Pracht. Da hätte man sich mehr gewünscht als die "nur" zweiundzwanzig Erzählungen. Jede dieser huldigt der Liebe in all ihren Facetten. Und das ist mehr als lesenswert!

Belletristik mit enormem Suchtfaktor gelingt Daniel Wisser mit jedem einzelnen seiner Bücher. "Die erfundene Frau" sticht dabei aber noch etwas mehr heraus. Kaum aufgeschlagen, fühlt man sich high wie von Drogen. Man ist ganz berauscht von Wissers schriftstellerischem Können und bekommt ob diesem von der Welt um sich herum nichts mehr mit. Absolut genial, brillant, Extraklasse!

Susann Fleischer 
20.01.2025

 
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Das Buch:

Daniel Wisser: Die erfundene Frau. Erzählungen

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München: Luchterhand Literaturverlag 2022 240 S., € 22,00 ISBN: 978-3-630-87643-6

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