Briefliteratur & Tagebuch

Die Entdeckung eines Klassikers

Dieser Tage feiert der Deutsche Taschenbuch Verlag 50-jähriges Bestehen. Zu Ehren dieses Jubiläums erscheinen wichtige Autoren und ihre Bücher aus fünf Jahrzehnten in einer geschmackvollen Sammler-Edition - unter diesen auch Heinrich Bölls "Irisches Tagebuch". Es ist das erste Taschenbuch, das bei dtv veröffentlicht wurde und zugleich den Beginn einer neuen Lesegeneration einläutete. Große Literatur zum kleinen Preis heißt das Konzept, mit dem der Münchener Verlag seine Leserschaft seit einem halben Jahrhundert erfreut und sie veranlasst, zu bekennenden Bücherwürmern zu werden. Es besteht also wahrlich ein guter Grund zum Feiern.

1954 bereist der deutsche Schriftsteller erstmals die grüne Insel und hält seine dort gesammelten Impressionen auf dem Papier fest. Drei Jahre später erscheinen diese als ein halbdokumentarischer Reisebericht und fesseln mit der Mischung aus Realität und einem Schuss Fiktion die Leser gleich reihenweise. Und das ist wirklich kein Wunder, denn anhand persönlicher Begegnungen lernt man Irland von einer Seite kennen, die sich sonst nicht jedem Touristen erschließt. Dementsprechend erhebt Böll mit seinem "Irischen Tagebuch" weder einen poetischen noch einen journalistischen Anspruch. Vielmehr geht es dem Deutschen darum, dem Leser ein Stück Urlaub mit kurzweiligem Unterhaltungswert zu vermitteln - was ihm mit seinem klaren, unaufgeregten Erzählstil auch wunderbar gelingt.

Egal welchem literarischen Genre Heinrich Böll sich zuwendet, er macht aus jeder Geschichte, jedem Buch einen Hochgenuss für seine Leser. Dies gelingt auch seinem "Irisches Tagebuch". Auch wenn der belletristische Aspekt hier von vorrangiger Bedeutung ist, so erweist sich dieses Werk als nahezu unverzichtbar für den Irlandtouristen, der die Insel hier von einer individuellen Seite ausführlich kennenlernt. Zu einem Erlebnis - und damit zu etwas Besonderem - wird die vorliegende Jubiläumsausgabe durch Bölls brillanten Schreibstil, mit dem sich der deutsche Autor von seinen Kollegen deutlich abhebt. Es sind nicht die großen Worte, die das "Irische Tagebuch" ausmachen, sondern deren Schnörkellosigkeit und wunderbare Schlichtheit. So gerät ein Reisebericht zu einem kleinen unterhaltsamen Juwel der deutschen Literatur.

Susann Fleischer
26.04.2011

 
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Das Buch:

Heinrich Böll: Irisches Tagebuch

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München: dtv 2011, Jubiläums-Edition
136 S., € 8,00
ISBN: 978-3-423-19504-1

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