Ratgeber
Alice Millers Malerei
Warum Alice Millers Bilder anders beurteilen als die anderer Hobbyk?nstler? Weil es die Bilder von Alice Miller sind? Weil Alice Miller ihre Bilder besser erkl?ren kann als Andere? Einfach Ja zu sagen, w?re zu einfach. Gewiss ist Miller eine kaum zu ?berbietende Deuterin, passender Analytikerin, ihrer ?l- und Acrylgem?lde. Ist es das Analysieren, nicht Interpretieren, was der Betrachter will? Oder will der Betrachter nur betrachten? Miller macht's m?glich, die meisten Bilder ohne Wortbeigaben anzuschauen. Das ist gut so. Wie es gut ist, da? ein Gro?teil der zwischen 1973 und 2005 entstandenen Arbeiten ohne Titel sind. Haben Bilder Titel, dann solche: ?Der Kampf?, ?Die Macht?, ?Angst?, ?Das Opfer?. Das ist das klassische Wortrepertoire der Psychoanalytikerin. Unumwunden gibt die Bildautorin zu, da? ihre Farbwerke spontan aus dem Unbewu?ten geholt ? oder gekommen? ? sind.
In der Summe werden die 66 Arbeiten ?eine spannende und farbenpr?chtige Geschichte? genannt. Heutzutage wird alles als spannend bezeichnet. Simpelstes soll spannend sein. Alice Millers Lebens-Bildnisse sind nicht simpel und nicht spannend. Sie sind wie die Worte der Analytikerin, malerische Versuche, einiges ?ber die ?ngste, N?te, Gefahren und die tats?chliche Gef?hrdung in der Kindheit, durch die Kindheit, herauszufinden. Die malende Miller ist ihr eigener Proband. Sie hat sich nicht auf die Couch gelegt, sondern an die Staffelei gestellt. Die wortgewandte Analytikerin hat sich eine M?glichkeit geschaffen zu schweigen, ohne sich mundtot zu machen. Die Malerei ist f?r Alice Miller eine andere Art des Redens ?ber sich und die Kindheit, Kindheit, Kindheit, die f?r Miller alles ist, was ein Mensch ist.
Bernd Heimberger
04.06.2006