Ratgeber

Extrem-Schlechtbenehmen für Anfänger und Fortgeschrittene

Im sp?ten 18. Jahrhundert schrieb Adolph Freiherr Knigge das Buch "?ber den Umgang mit Menschen" und schuf so das Standardwerk des guten Benehmens. Spulen wir schnell rund 220 Jahre nach vorn. Dass das Verm?chtnis Knigges heutzutage geradezu allgegenw?rtig geworden ist, wei? jedes Kind - und die Auswirkungen sind mehr als offensichtlich. Ganz klar: Der moderne Mensch benimmt sich einfach zu gut. Eigentlich langweilig, oder? Hier will die in Sheffield geborene Autorin Nina Puri, die als Wahldeutsche in Hamburg lebt, nach allen Regeln der Kunst die dringend ben?tigte Abhilfe schaffen. Denn hinter dem klangvollen Namen "Tischlein leck mich. Wie man sich anst?ndig danebenbenimmt" verbirgt sich, was man am besten als eine Art "Anti-Knigge" bezeichnen k?nnte.

Waren Sie nicht schon immer der Meinung, dass Ihr ?blicher Begr??ungsstil ein wenig mehr Pep vertragen k?nnte? Oder dass Sie sich im t?glichen Zusammenleben mit Ihren Mitmenschen bisher eigentlich immer zu viel gefallen lie?en? Mit einer gezielten Dosis Danebenbenehmen lassen sich derartige Probleme exzellent l?sen. Und wie?s geht, wird hier verraten. Aus insgesamt 16 Themenbereichen kann der Knigge-Verweigerer in spe sch?pfen und hat so Zugriff auf einen schier unersch?pflichen Fundus aus wertvollen Hinweisen f?r ?belstes Benehmen. Auch Praxistauglichkeit und leichte Zug?nglichkeit werden hierbei selbstverst?ndlich gro? geschrieben, wof?r die Vielzahl leicht verst?ndlicher Diagramme und hilfreicher Dialogbeispiele sorgt. Besagte Verst?ndnishilfen komplementieren den Text ausgezeichnet und erweisen sich hierbei als ein wahrhaft gefundenes Fressen f?r zuk?nftige Superr?pel, die es gerne anschaulicher haben.

Aber achten Sie auf die so genannten "H?flichkeitsfallen", in die Sie auch bei gr??ter Konzentration auf fieseste Umgangsformen unvermittelt tappen k?nnen und auf die "Tischlein leck mich" zu Ihrer Sicherheit gesondert hinweist. Denn auch nur das kleinste Fitzelchen H?flichkeit kann bekanntlich die schlimmsten Konsequenzen haben. Den Kellner in seiner Landessprache begr??en? Schlechte Idee. Beim ersten Klingeln ans Telefon gehen? Ein absolutes Ticket ins Verderben. Und Sie werden nicht glauben, was Ihnen bei der folgenschweren Entscheidung, sich an der Wohnungst?r Ihres Gastgebers Ihrer Fu?bekleidung zu entledigen, bl?hen kann ...

Wir alle haben es doch schon immer gewusst: Gutes Benehmen ist reichlich ?berbewertet und sorgt auf Dauer nur f?r ein reichlich fades Leben. Doch auch wer nicht vorhat, seiner guten Kinderstube auf immer und ewig zu entsagen, wird dem gelegentlichen Nachgeben zugunsten des inneren Schweinehunds eines zustehen m?ssen: Es macht einfach m?chtig Spa?. Und blendende Unterhaltung ist es sowieso, was jedem winkt, der sich "Tischlein leck mich" zu Gem?te f?hrt, ganz egal, ob er oder sie vorhat, Nina Puris Ratschl?ge in die Tat umzusetzen oder nicht.

Zugestandenerma?en mag einiges, was der Anti-Ratgeber zu bieten hat, allzu zartbesaiteten Naturen leicht extrem vorkommen. Doch jedem Leser mit ein wenig Grips d?rfte recht schnell klar werden, dass Nina Puri letztendlich nur mit viel kessem Humor unseren gesch?tzten Mitmenschen aufs Maul schaut. Wer h?tte gedacht, dass man an einem eigentlich gesellschaftskritischen Buch so viel gen?sslich-fieses Vergn?gen haben kann? Der ultimative Ratgeber f?r alle, die dem altehrw?rdigen Knigge schon einmal zeigen wollten, was eine Harke ist - und sich dabei auch noch k?stlich am?sieren wollen.

Johannes Schaack
11.04.2011

 
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Das Buch:

Nina Puri: Tischlein leck mich. Wie man sich anständig danebenbenimmt

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München: Droemer Verlag 2011
237 S., € 14,99
ISBN: 978-3-426-27557-3

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