Autobiographie

Eine Frau und ihr American/Russian Way of Life

"Goodbye Leningrad, hello America!", heißt es im Sommer 1980 für Lena, nachdem sie den Amerikaner Robert kennenlernt. Nur kurze Zeit nach ihrer Hochzeit findet sich die Vierundzwanzigjährige in einem Flugzeug nach Washington D.C. wieder. Endlich ist es vorbei mit mütterlicher (und staatlicher) Kontrolle. Doch die lang ersehnte Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif. Der Kulturschock trifft Lena mit voller Wucht. Dass bei der Frage nach "Visa" eine Kreditkarte gezückt werden muss statt der Aufenthaltsgenehmigung und "White Russian" der Name eines Cocktails ist, verwirrt die junge Frau ebenso wie stets lächelnde Verkäufer und Erdbeeren im Dezember. Des Weiteren entwickelt sich die Ehe mit Robert so viel anders als erwartet.

Erst nach und nach fasst Lena Fuß in der amerikanischen Gesellschaft. Sie findet Arbeit, lässt sich scheiden und heiratet erneut. Lena scheint tatsächlich angekommen zu sein. Dann wird Tochter Sascha geboren und Lena fühlt sich so glücklich wie nie zuvor im Leben. Bis ihre Mutter aus der Sowjetunion anreist - und bleibt! Die ungelösten Konflikte, die Lena hinter sich gelassen zu haben glaubte, flammen wieder auf: Zwischen ihrer sowjetisch geprägten Mutter und ihrer amerikanisch erzogenen Tochter muss Lena ihre eigene Identität neu bestimmen. Das ist kein leichtes Unterfangen. Aber letzten Endes muss Lena erkennen, dass die Bande der Vergangenheit nicht nur fesseln, sondern auch einen Neuanfang ermöglichen können ...

Eine höchst lesenswerte Autobiographie ist Elena Gorokhova mit "Russisches Tattoo" gelungen. Was man hier in die Hand bekommt, ist Literatur, die alles andere als nullachtfünfzehn ist. Mehr als einmal erliegt man dem Glauben, einen Roman zu lesen und nicht die Gorokhovas Erinnerungen. Und damit nicht genug: Viele, viele Stunden lang ist man dermaßen gefesselt von der (Lebens-)Geschichte der Autorin, dass man glatt die Welt um sich herum vergisst. Bei der Lektüre muss man mehr als einmal laut auflachen und kann die eine oder andere Tränen nicht zurückhalten. Denn die russisch-US-amerikanische Autorin schreibt mit einer Extraportion Humor und noch mehr Gefühl über ihr Leben. Sie sorgt für einen Lesegenuss der etwas anderen Art.

Mit den Büchern von Elena Gorokhova fühlt man sich richtig, richtig gut unterhalten. Auch "Russisches Tattoo" steckt voller Lesespaß von der amüsantesten Sorte. Nach der letzten Seite hat man gute Laune. Und auch etwaige Langeweile ist definitiv kein Thema mehr. Solch ein Lesevergnügen begeistert einen über alle Maßen, denn es ist einfach nur großartig und herrlich. Absolut genial!

Susann Fleischer
31.08.2015

 
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Das Buch:

Elena Gorokhova: Russisches Tattoo. Aus dem Englischen von Saskia Bontjes van Beek

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München: dtv 2015
432 S., € 16,90
ISBN: 978-3-423-26068-8

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