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Autobiographie

Die bewegende Geschichte eines vereinsamten Kindes

In "Das Märchenmädchenkind" erzählt die Autorin autobiographisch von dem kleinen Mädchen Luisa, das sich nach der Trennung der Eltern in einer unerträglichen Familienkonstellation wiederfindet. Nach dem tragischen Unfalltod des jüngeren Bruders Werner verlässt die Mutter die Familie, da sie es nicht mehr erträgt mitanzusehen, wie ihr Mann eine Affäre mit Luisas jugendlicher Halbschwester Rebekka führt. Die Kinder bleiben beim Vater zurück und Luisa findet kaum noch Halt in der neuen Familienstruktur: Dem Vater gleichgültig, der neuen "Stiefmutter" Rebekka ein Dorn im Auge, von der Mutter entfremdet wird das natürliche Urvertrauen des Kindes immer mehr zerrüttet.

Luisa versteht nicht, warum sie sich in der Rolle des "Aschenputtels", des ungeliebten Kindes wiederfindet. In den Märchen, die den Kindern erzählt werden, werden die braven, fleißigen, aufrechten Personen doch auch belohnt, warum also nicht sie? Warum, so fragt die erwachsene Erzählerin, hat keines der staatlichen Organe eingegriffen? Auch wenn ihr kein gesellschaftlich auffälliges Unrecht geschieht - durch emotionale Kälte und die vielen kleinen Herabsetzungen und Missachtungen ihrer Bedürfnisse fühlen sich sowohl die kindliche als auch die erwachsene Luisa zutiefst verletzt und im Stich gelassen.

Der einzige Schutzraum - das Paradies ihrer Kindheit und Träume - sind die Wiesen und Wälder des Werratals in Südthüringen, wo sie aufwächst und immer wieder Zuflucht sucht. Später findet sie schließlich auch Halt im christlichen Glauben. Dennoch ist ihr Vertrauen in die Mitmenschen erschüttert.

In vielen Zeilen des Buches fühlt man sich dem kleinen Mädchen, seiner Not und stummen Traurigkeit sehr nahe, als würde es seine Geschichte selbst erzählen, nach der so lange niemand gefragt hat. Es bleibt der Autorin zu wünschen, dass sie die Erlebnisse verarbeiten kann und ihre Botschaft gehört wird, wie sehr familiäre Zurückweisung und Schweigen ein kindliches und später auch erwachsenes (Er-)Leben prägen können.

Linda Braner
18.05.2015

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