Autobiographie

Die Medizin - Fortschritt durch Zusammengehen

Der Titel mag etwas seltsam erscheinen: "Ärzte vor, mit, neben und nach mir". Der Autor des 510 Seiten starken Werkes, Eberhard Zeitler, hat sich als deutscher Arzt und Wissenschaftler einen Namen gemacht. Und er hat ganz klar auch international große Anerkennung gefunden. Zeitlebens hat er sich für die Etablierung der Radiologie als eigenständigen medizinischen Fachbereich gewirkt. Außerdem hat er für die heute so häufig genannten bildgebenden Verfahren wichtige Etappen geleistet, was die Krankheiten nicht nur besser erkennen lässt, sondern auch schonender und damit patientenfreundlicher.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat der 1930 in Mylau (Vogtland) geborene Zeitler also Wichtiges erarbeitet und in den Dienst des medizinischen Fortschritts gestellt. Was ihn von manch anderen Größen abhebt, ist sein enormer Antrieb für ein förderliches Zusammengehen mit Kolleginnen und Kollegen, und das erklärt auch den Titel und das Titelbild des Buches. Das Werk ist ein Blick auf die Entwicklung der interventionellen Radiologie, wo Professor Zeitler als Kapazität gilt, was ihm die Ehrenmitgliedschaft bei der Deutschen Röntgengesellschaft eintrug. Aber es ist eben mehr: Durch ein unermüdliches Zusammen mit Kollegen des eigenen Fachs und anderen Spezialisten hat er im Bereich Angiologie und Kardiologie die Medizin spürbar weitergebracht. Das alles ginge nicht im Alleingang, sollte es auch nicht.

Das stolze Werk ist chronologisch aufgebaut und lässt deshalb nicht nur den biografischen Fortgang, sondern auch die vielen Querbezüge plastisch miterleben. Dazu gehören bilaterale Kontakte genauso wie Kongresse. Das Buch ist ein Beleg für zielorientierte Vernetzung, ein Nachweis für eine fast unglaubliche Beziehungswelt. Begegnung reiht sich an Begegnung, Einsichten fügen sich an bewährte, verbesserte Techniken an alte, ein unaufhaltsames, fast ruheloses Vorwärts, zu dem aber auch eine Ausweitung in die Breite gehört. Zeitler war in einer Disziplin tätig, die erst eine werden sollte, und sie erfüllt eine Querschnittfunktion, die fast nichts ausspart, was überhaupt zur Medizin gehört. Doktoriert hat Zeitler mit einer Arbeit über Fehlbildungen und Plazenta.

Für gestandene Mediziner, die nach ihrer Pensionierung - Zeitler erlebte sie 1995 - eine Rückblende "erlesen" wollen, ist das füllige, informative Buch ein Anlass zum Staunen, aber auch zum Wiedererkennen dieser oder jener Größe der Medizin. Jüngere werden wahrscheinlich nicht die gleiche Zeit für die Lektüre zur Verfügung haben, und doch wäre es gerade für sie interessant zu sehen, was nahes Zusammengehen in der Wissenschaft bewirken kann.

Das 2008 erschienene Werk ist sprachlich leicht und anschaulich geschrieben, dürfte aber für Leser außerhalb der Gesundheitsberufe trotzdem eine schwere Kost bedeuten. Wenn ihnen daran liegt, dem riesigen Netzwerk nachzuspüren und auch vergangene Zeiten nachzuerleben, werden sie sich indessen gerne nach vorne lesen.

Das Buch ist über alle Kapitel ein persönliches Buch geblieben, was kaum erstaunt. Deshalb ist es etwa amüsant und auch interessant zu verfolgen, wie Zeitler zur Anstellung in Nürnberg kam, wo er immerhin 1976 bis zu seiner Pensionierung tätig war. Ein Medizinerleben - eben ein Leben.

Ronald Roggen 
02.05.2011

 
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Das Buch:

Eberhard Zeitler: Ärzte vor, mit, neben und nach mir. 1950-2000

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2008
510 S., € 19,80
ISBN: 978-3-8372-0045-4

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