Autobiographie
Erinnerungen an eine turbulente Zeit
Die Autorin Gunild Rosen, Jahrgang 1922, schreibt ihre Erinnerungen an ein turbulentes Leben nieder. Sie wird hineingeboren in die bereits vorhandene Kleinfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und der Schwester Helga. Notgetauft aufgrund einer seltenen Krankheit startet sie in ihre ungewisse Zukunft.
Die Kindheit ist eigentlich recht glücklich - auch wenn die Familie immer wieder umzieht, und das quer durch Deutschland. Der sehr umtriebige Vater ist nicht selten getrennt von seiner Familie und so schlägt sich die Mutter mit den Töchtern alleine durch. Doch schon früh macht sich der Umstand bemerkbar, dass Helga ein wenig bevorzugt wird, Gunild etwas im Schatten steht.
Anfänglich zieht die Familie von Haus zu Haus, doch es kommt der Zeitpunkt, an dem sie einen Acker ersteht und ihn mit einem Häuschen bebaut. Liebevoll wird das Fleckchen "Die Plantage" genannt, wo die Familie viele Jahre verbringt. Gunilds Kindheit und Jugend ist mit vielerlei Begebenheiten und Ereignissen gespickt. Da gibt es Betten mit Wanzen, die Gunild zerbeißen, Hühner, Gänse und Schweine, die auch in ihrem Beisein geschlachtet werden, harte Feldarbeit und Kinderbetreuung. Aber es gibt auch schöne Momente: die erste große Liebe, Schlittschuhlaufen, Reiten, ein mit Stolz vorgetragenes Gitarrensolo und viele Kleinigkeiten mehr.
Dann wird Gunild erwachsen, geht in Ausbildung und Arbeit und das Erwachsenwerden bringt auch mehr und mehr den schlechten Bezug zu ihrer Schwester ans Tageslicht, mit der sie sich immer seltener versteht, von der sie ausgegrenzt wird, ja fast sogar gemobbt. Als sich in späteren Jahren sogar die Mutter ein wenig von Gunild abwendet, verlässt sie die Familie, die einst zwischen den beiden Weltkriegen glücklich war, selten sesshaft, die den Krieg und die Enteignung überstanden hatte. Und dann kommen noch zwei Geburten hinzu: Gunild wird Mutter von ihrem erstgeborenen Jürgen und der Nachzüglerin Ute. Sie heiratet und verlebt eine relativ gute Zeit - auch wenn die Verbindung Jahre später wieder geschieden wird. Gunild verschreibt ihr Leben der Kunst, genau gesagt der Malerei und Zeichnerei. Das hat sie stets am Leben gehalten und für den nötigen Ausgleich gesorgt.
Die Autorin hat - bis auf kleinere Rückblenden zwischendurch - in chronologischer Reihenfolge ihr Leben niedergeschrieben. Sie hat dies jedoch nicht in Form einer Geschichte in Romanform von Anfang bis Ende geschrieben, sondern in größeren und kleineren Anekdoten und Begebenheiten und hält sich also nicht an einen roten Faden. Anfänglich irritiert diese Vorgehensweise ein wenig, aber schnell findet man hinein in diese kunterbunten Erzählungen, die gespickt sind mit eigenen Illustrationen, die die jeweiligen Situationen widerspiegeln. Alles in allem ein Buch, das kurzweilig und gut zu lesen ist.
Tanja Küsters
15.02.2010