Medien & Gesellschaft

Heiß. Kühl. Deins.

Bereits wenige Tage, nachdem die olympische Flamme in Sotschi erloschen war, fanden die ersten Olympia-Bücher ihren Weg aus den Druckereien in die Läden und den Versandhandel. Mit "Sotschi 2014: Die Olympi-schen Winterspiele" hat der renommierte Göttinger Verlag Die Werkstatt ein solches Werk herausgebracht. Wer die Qualität der Sportbücher aus diesem Verlag kennt, wird sich garantiert für das vorliegende Buch entscheiden, um die olympischen Tage von Sotschi nochmals Revue passieren zu lassen.

Für das Werk verantwortlich zeichnen Ulrich Kühne-Hellmessen als Herausgeber und Detlef Vetten als Autor. Dieses eingespielte Tandem hat bereits einige hervorragende Produktionen auf seiner Habenseite stehen, so ein Olympia-Buch zu den letzten Sommerspielen in London vor knapp zwei Jahren und eine Würdigung des FC Bayern München zum Triple-Gewinn im vergangenen Jahr. Auch das nächste Projekt von Kühne-Hellmessen und Vetten ist bereits fest eingeplant: Im kommenden Sommer wird von den beiden ein WM-Buch nach der mit Spannung erwarteten Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien erscheinen.

Vor den Spielen in Sotschi war sehr viel geargwöhnt worden, Kritik am russischen Regime geäußert worden, die Sicherheitsfrage schien viele sportbegeisterte Anhänger zurückzuhalten, und das Wetter sollte im tropisch anmutenden Sotschi eh die winterlichen Wettbewerbe zur Farce verkommen lassen. Doch wie Vetten im einleitenden Vorwort klarstellt, steht mit dem Entzünden des olympischen Feuers nur noch der Sport im Mittelpunkt. Der Autor erinnert darüber hinaus an die Renaissance der alten Männer Björndalen, Zöggeler, Demtschenko und Kasai, die trotz ihrer jeweils mehr als vierzig Jahresringe aus einem Holz geschnitzt sind, das sie wie eifrige Hamster Medaillen um Medaillen hat sammeln lassen. Doch auch die jungen Trendsportarten und ihre ebenso jungen Protagonisten finden entsprechenden Raum in Vettens einleitenden Worten, schließlich sind sie nach Jahren der unterschwelligen Duldung mittlerweile nicht mehr von den Winterspielen wegzudenken.

Vom Aufbau her überrascht das vorliegende Buch den geneigten Leser und Kenner von rückblickenden Olympia-Büchern. Nach dem Vorwort, das die Spiele von Sotschi übergreifend zusammenfasst, nimmt sich Vetten den Ereignissen an der Schwarzmeerküste und in den kaukasischen Bergen in einer Art Tagebuch an. Während andere Olympia-Bücher bevorzugt die Variante wählen, bei der die einzelnen Sportarten zu-sammengefasst dargestellt werden, bilden im vorliegenden Buch die Tage 1 bis 17 den roten Faden. Um nach dem Ende der Olympischen Spiele so schnell wie möglich den Weg in die Buchläden zu finden, ist dies durchaus die geeignetste Variante, da das Buch bereits während der Spiele sukzessive verfasst werden kann. Dennoch bietet diese Form dem Leser auch die eindringlichste Art der Nacherzählung, da man analog dem Erleben der einzelnen olympischen Tage diese Erinnerungen nochmal in gedruckter Form vorfindet und abrufen kann.

Detlef Vetten ist beileibe kein schlichter Zusammensteller von gegebenen Fakten zu Sotschi 2014. Stattdessen kommentiert er konsequent mit positiven wie negativen Wertungen und hält mit seiner Sicht der Dinge nicht hinter dem Berg. Schließlich gab es durchaus auch die eine oder andere Enttäuschung aus deutscher Sicht, die in einem Rückblick kritisch hinterfragt werden darf. Insbesondere Claudia Pechstein, immerhin die erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin aller Zeiten, hat Vetten bevorzugt ins Visier genommen, wobei er kaum ein gutes Haar an ihr lässt. Darüber hinaus integriert Vetten wiederholt Zitate aus renommierten Zeitschriften und Zeitungen, um den geschilderten Vorgängen einen tagesaktuellen Anstrich zu verleihen.

Wie jeder gute Olympia-Rückblick hält das vorliegende Buch einen ausführlichen Statsitik-Teil bereit. Optisch eingeleitet wird dieser mit drei Doppelseiten, die mit den Bildern sämtlicher deutscher Gold-, Silber- und Bronze-Medaillengewinner aufwartet, einheitlich wurden die Schnappschüsse während der offiziellen Medaillenzeremonien aufgenommen. Auf insgesamt sechs Seiten werden für alle 98 Entscheidungen die Ergebnisse der ersten Zehn aufgelistet, inklusive erzielter Zeiten oder Punkte, bevor das Buch mit dem vollständigen Medaillenspiegel schließt, der bei ausbleibendem Edelmetall oftmals heruntergespielt wird, auf den aber bei heimischen Erfolgen jedoch gerne stolz geblickt wird.

Auch wenn an der einen oder anderen Stelle auffällt, dass mit Höchstgeschwindigkeit an der Fertigstellung des Buchs gearbeitet wurde, und besser ein sorgfältiges Lektorat noch vorhandene Fehler ausgemerzt hätte, ist der vorliegende Sotschi-Rückblick der Herren Kühne-Hellmessen und Vetten sicherlich derjenige auf dem deutschen Markt, den der anspruchsvolle Wintersport-Freund auswählen sollte, um die Triumphe und Dramen, die sich über knapp zweieinhalb Wochen bei den XXII. Olympischen Winterspielen abspielten, nochmal nachzuerleben und im heimischen Bücherregal für die Nachwelt zu erhalten.

Christoph Mahnel
31.03.2014

 
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Das Buch:

Detlef Vetten, Ulrich Kühne-Hellmessen: Sotschi 2014: Die Olympischen Winterspiele

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Göttingen: Verlag Die Werkstatt Februar 2014
160 S., € 18,90
ISBN 978-3-730-70041-9

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