Medien & Gesellschaft

Deutschlands dunkelstes Kapitel lebt wieder auf

Das Dritte Reich bedeutete insbesondere für Juden die Hölle auf Erden. In Konzentrationslagern wurden sie zu Hunderttausenden gesteckt und späterhin vergast. Deutsche Literaten betraf dieses Schicksal zwar nicht, aber auch sie hatten unter Hitlers diktatorischem Regime keinen Grund zum Lachen. Viele Bücher fanden ihren Weg auf dem Scheiterhaufen und Männer wie Alfred Döblin, Klaus und Heinrich Mann, Carl Zuckmayer und Stefan Zweig kehrten Deutschland den Rücken, um in der Fremde gegen den Nationalsozialismus und für Humanismus zu kämpfen. Diese Menschen wurden vereint durch einen Traum: Freiheit - auch die des Geistes! Dass dieser im Deutschland der 1930er und 40er niemals Realität werden sollte, erfährt der Leser in "Verordnetes Denken, Schreiben und Lesen im `Tausendjährigen Reich´".

Roderich Zeller taucht mit seinem (Sach-)Buch tief hinein in die deutsche Vergangenheit und deckt dabei Ungeheuerliches auf. Zensur und zahlreiche Verbote - für einen Schriftsteller war das Leben unter Adolf Hitlers Herrschaft ein einziger Leidensweg, der so manches Opfer forderte. Zwölf Jahre Diktatur bedeutete für die Menschen nicht nur ein Leben in Tyrannei, sondern auch der Verlust jeglicher Selbstbestimmung. Zeitzeugnisse, Briefe und zahlreiche kleine Dokumente berichten davon und ergeben ein sehr heterogenes Bild der damaligen Gesellschaft. Schockierend ist die Tatsache, dass viele aus dem Volk Hitlers Hetzreden bejubelten und mit Begeisterung die Bücherverbrennungen verfolgten. Ein erschreckendes Szenario, das der deutsche Autor hier en detail nachzeichnet.

"Verordnetes Denken, Schreiben und Lesen im `Tausendjährigen Reich´" spiegelt das Deutschland unter Adolf Hitlers Regime in ausführlicher Realität nach und schockt den Leser mit Einzelheiten und Informationen, die extrem brutal sind und heutzutage nahezu unmöglich scheinen. Roderich Zeller kennt keine Gnade mit seinen Lesern, denn der deutsche Autor schreibt mit absoluter Ehrlichkeit und dermaßen packend und fesselnd, dass man bei der Lektüre eine Gänsehaut bekommt. Dieses Sachbuch ist besser als jeder Krimi und besitzt trotz des eher schwierigen Themas einen großen Unterhaltungswert, der den interessierten Rezipienten zu einem Genuss sondergleichen verführt. Nazi-Deutschland erwacht hier wieder zu Leben - und der Leser ist hautnah mit dabei.

Anja Rosenthal 
02.04.2013

 
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Das Buch:

Roderich Zeller: Verordnetes Denken, Schreiben und Lesen im "Tausendjährigen Reich". Stimmungsbilder einer buchfeindlichen Zeit

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Frankfurt am Main: Frankfurter Literaturverlag 2012
192 S., € 15,80
ISBN: 978-3-8372-1090-3

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