Medien & Gesellschaft

Stätten ehemaligen Grauens

Kann ein Ort b?se sein? Sicher nicht. Orte haben keinen Charakter und k?nnen weder gut noch b?se sein. Allerdings kann von Orten eine b?se Ausstrahlung ausgehen. Und dies auch dann noch, wenn inzwischen mehr als 60 Jahre vergangen sind, seitdem an diesen Orten b?se Taten geschahen.

Vorgestellt werden zehn Orte nationalsozialistischer Aktivit?ten. Dabei ist die Einsch?tzung, was ein b?ser Ort ist und wo Verbrechen begangen wurden, unterschiedlich. Auch werden sowohl Orte vorgestellt, die heute noch ? manchmal fast gespenstisch anmutend fast unver?ndert ? noch existieren und solche, von denen h?chstens noch einige Ruinenreste vorhanden sind, weil die Geb?ude in der Regel von den Siegern des Zweiten Weltkriegs gesprengt wurden.

Man muss also unterscheiden zwischen Orten, an denen B?ses vorging, anderen, an denen der Welt St?rke vorgegaukelt wurde und das B?se unter der Oberfl?che sichtbar wird und solchen, an denen B?ses geplant wurde. Zu letzterem z?hlen sicher der F?hrerbunker und der Obersalzberg mit ihren wenigen Resten. Gut, dass hier nichts mehr zu besichtigen ist (wobei das f?r den Obersalzberg nur begrenzt zutrifft, im Umfeld existieren doch noch zeitgeschichtlich bedeutsame Geb?ude) und den ewig Gestrigen als Wallfahrtsst?tte dienen kann. Anders ist es mit den Geb?uden, die oberfl?chlich gar nicht so b?se sind. Dazu z?hlen etwa das Reichsparteitagsgel?nde in N?rnberg sowie das Berliner Olympiastadion. Hier pr?sentierte sich die F?hrungsspitze der NSDAP und demonstrierte nach au?en hin St?rke und ? zumindest in Berlin ? auch friedliche Absichten.

Aus der Rolle fallen zwei Geb?ude, die heute kaum noch mit den Verbrechen der Nazis in Verbindung gebracht werden. Das gilt zum einen f?r das teilweise wieder aufgebaute und wahrscheinlich dem Zerfall preisgegebene Kraft-durch-Freude-Bad in Prora, das alleine aufgrund seiner monumentalen Ausma?e heute noch beeindruckt. Viel harmloser stellt sich das Marineehrenmal in Laboe dar, auch heute noch ein viel besuchter touristischer Anziehungspunkt. Aber gerade deswegen ist es vielleicht der einzig wirklich b?se Ort in dieser Zusammenstellung, der einem heute noch Schauer ?ber den R?cken jagen sollte. Denn diese NS-Gedenkst?tte existiert fast unver?ndert und kaum etwas erinnert daran, dass hier auch verbrecherische Taten gew?rdigt wurden.

Wirklich B?ses ging wom?glich im Musterdorf Alt Rehse vor sich, denn dort wurden, kaum bemerkt und bis heute schlecht aufgearbeitet, ?rzte in Fragen der Euthanasie ausgebildet ? eine Schule zum T?ten ?unwerten Lebens?.

Von vielen der Orte geht heute kein b?ser Nimbus mehr aus, die Normalit?t hat etliche eingeholt. Wichtig aber ist, dass nicht vergessen wird, dass dies wichtige Bauwerke nationalsozialistischer Denkart waren.Die Liste h?tte man noch durchaus verl?ngern k?nnen. Ob der Quedlinburger Dom oder die Ordensburg im Nationalpark Eifel, ob fr?here Napola oder Gestapogeb?ude in vielen St?dten, ein Ende ist kaum zu erkennen. Vergessen wir die b?sen Orte nicht.

hah
01.06.2005

 
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Das Buch:

Stephan Porombka, Hilmar Schmundt (Hrsg.): Böse Orte. Stätten nationalsozialistischer Selbstdarstellung - heute

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Berlin: Claasen Verlag 2005
224 S.
ISBN: 3-546-00380-2

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