Medien & Gesellschaft

Den wahren Engeln auf der Spur

Wenn ein Buch "Wie auf Flügeln des Adlers" daher kommt, kann das verschiedenes bedeuten. War da ein Überflieger am Werk, der in esoterischen Höhen sein Wesen trieb? Treibt da jemand Unfug mit Lug und Aberglauben? Oder geht es um Göttliches, aus Menschensicht kaum auszumachen, abgehoben und weltenfern?

Was Till Arend Mohr unter dem erwähnten Titel veröffentlicht hat, wird durch Gründlichkeit und Tiefgang gekennzeichnet. Gründlichkeit: Man lese doch das detaillierte Inhaltsverzeichnis mit seinen vielen Verästelungen, folge den 159 Anmerkungen, vertiefe sich in die Werke des Literaturverzeichnisses. Der Autor hat ein fest verankertes Werk geschaffen, das sich links und rechts auf deutlich angezeigte Bibelstellen stützt. Man hat also einen sicheren Führer vor sich, der als promovierter Theologe und erfahrener Pfarrer weiß, wovon er spricht. Mohr wurde 1942 im deutschen Falkenstein geboren, studierte Theologie und war lange Pfarrer in St. Peterzell (Schweiz), ehe er Vizedekan der evangelisch-reformierten Kantonalkirche St. Gallen wurde. Er schrieb 2004 über die Reinkarnationslehre, die im vorliegenden Buch immer wieder aufscheint.

Tiefe: Man spürt in diesem 420-seitigen Werk die Überzeugungen heraus, die vom Glaubensgefühl, von Kenntnissen und von Lebenserfahrungen herrühren. Das macht die Spiritualität, um die es geht, erst richtig nacherlebbar und verständlich. Mohr lässt die heute verbreitete, alles Rationale verherrlichende Hirngläubigkeit hinter sich und will zu einem lebendigen christlichen Glauben führen. Und er ist, was angesichts der Thematik nicht erstaunt, auf Einklang aus. Einklang des Gesagten mit der Lehre, Einklang der Aussagen im Evangelium mit dem heutigen Alltag.

Wer die Bereitschaft mitbringt, sich auf den langen Weg dieses Buches einzulassen, erfährt mehr über das "Einschwingen auf die hohe 'Frequenz' der Engel", das "Innewerden der Wirklichkeit und Wahrheit der Existenz der Engel". Denn die Adlerschwingen im Titel stehen für himmlische Wesen, wie sie Mohr vor Augen hat. Der Autor stellt sich natürlich der Ausgangsfrage, ob es denn Engel wirklich gebe. Diese seien nicht bloß zur Diskussion gestellt, gibt Mohr zu verstehen, sie gingen unsere Existenz an, sagt er mit einem Zitat von Walter Nigg. "Keine Beweise erzwingen", das wird Skeptiker interessieren. Wer weiterliest, wird eingeladen, nicht gezwungen. Man genießt Mohrs Erzählkunst und die Kapitel, die sich leicht lesen und deren Sprache von heller Freundlichkeit ist.

Man kann das Buch also als Einladung verstehen und folgt dieser umso lieber, weil Mohr sehr persönlich schreibt. Er berichtet auch über seine Eltern, wie im Abschnitt "Von guten Mächten wunderbar geborgen" zu lesen ist. Vieles blieb in den Kriegswirren verschont und Mohr deutet diese Zeichen.

Im Buch ist aber auch die Rede vom "Engel vorne auf dem Kühler". Was mag sich hinter dieser Kapitelüberschrift verstecken? Anekdotisches verrät seinen starken Hintergrund, überhaupt verbreitet die Lektüre sehr viel Zuversicht. Es ist, so erkennt man, Verlass auf den guten Hirten. Insofern wirkt das Buch aufbauend und versöhnlich. Deshalb mag es vor allem jenen dienen, die auf Zuspruch angewiesen sind.

Unter idealen Voraussetzungen wird Mohrs gut dokumentierte, anschaulich gezeigte Darlegung zu einer Initialzündung für Rückbesinnung und Überdenken. An weiterführenden Stellen fehlt es in diesem reich ausgestatteten Buch wahrhaftig nicht.

Ronald Roggen
20.02.2012


Die Lesung im Deutschen Literaturfernsehen finden Sie hier.

 
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Das Buch:

Till Arend Mohr: Wie auf Flügeln des Adlers. Von guten Mächten sicher geführt

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2011
418 S., € 25,80
ISBN: 978-3-8372-0948-8

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