Medien & Gesellschaft

Voltaires Kampf für Gerechtigkeit und Toleranz!

Der franz?sische Schriftsteller und Philosoph Voltaire (1694-1778) ist in Deutschland als Autor der philosophischen Erz?hlung "Candide" und vor allem als Freund und Gespr?chspartner Friedrich des Gro?en im Ged?chtnis geblieben. Sein leidenschaftlicher Einsatz f?r die Rehabilitierung eines unschuldig zum Tode verurteilten Kaufmanns aus Toulouse und sein sich daraus entwickelnder Kampf f?r mehr Toleranz und Gerechtigkeit in der Welt sind hierzulande kaum bekannt. Ingrid Gilcher-Holtey und dem Insel Verlag ist es zu verdanken,  dass Voltaires au?erordentliche Leistung im Dienste der Menschenrechte auch in Deutschland ihre gerechte W?rdigung finden. So wurden Voltaires Briefe, Pamphlete und sein ber?hmter Essay "?ber die Toleranz" in "Voltaire. Die Aff?re Calas" zusammengestellt und mit einem erl?uternden Nachwort versehen.

Voltaires gro?angelegte Aufkl?rungspropaganda in der "Aff?re Calas" bewegt in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts ganz Frankreich. Anlass seiner Schriften ist ein Justizfall in der antiprotestantischen Hochburg Toulouse, bei welchem der hugenottische Kaufmann Jean Calas zum Tode verurteilt wird, weil er angeblich seinen Sohn Marc-Antoine ermordet haben soll. Dessen beabsichtigter ?bertritt zum katholischen Glauben wird seitens der Richter und der Toulouser Bev?lkerung als Motiv propagiert. Calas beteuert stets seine Unschuld, selbst w?hrend der grausamen Vollstreckung des Urteils. Marc-Antoine wird indes seitens der katholischen Kirche als M?rtyrer gefeiert.

Als Voltaire von diesem Vorfall h?rt, versucht er Informationen ?ber die Familie Calas und die Vorg?nge in Toulouse einzuholen. Seine Emp?rung ?ber den religi?sen Fanatismus und ?ber die Ungerechtigkeit des Verfahrens veranlasst ihn dazu, sich f?r die Rehabilitierung der Familie Calas einzusetzen, was ihm drei Jahre nach der Urteilssprechung auch gelingt. Er nutzt seine Beziehungen und sein Ansehen in der Gesellschaft, um mittels Briefen und Gespr?chen politische und kirchliche Machthaber zu kontaktieren. Zugleich verbreitet er seine Meinung per Flugschriften und Handzettel, um die ?ffentlichkeit ?ber diesen Justizskandal aufzukl?ren. Seine ber?hmte Schrift "Le Trait? sur la tol?rance" markiert den H?hepunkt seiner Kampagne. Voltaire beschreibt darin das Prinzip der Toleranz als Grundwert der menschlichen Gesellschaft. In einem historischen L?ngsschnitt beschreibt er die Vorteile der Toleranz und erkl?rt, dass alle Menschen als Br?der anzusehen seien, ganz gleich ob sie Katholiken, Protestanten, Juden, T?rken oder Chinesen sind.

Voltaires "Eingreifendes Denken" zeigt die Wirkungsmacht eines Schriftstellers und kulturell Schaffenden und macht ihn, wie Jean Paul Sartre es einst formulierte, zum ersten Intellektuellen. Diese Vorreiterrolle sowie Voltaires Vorbildfunktion als moderner aufkl?rerischer Geist zu r?hmen und dem deutschen Lesepublikum zug?nglich zu machen ist eine hervorragende Leistung des Insel Verlags, die gerade in Anbetracht der vielerorts vorherrschenden Intoleranz anderer Kulturen und Religionen gegen?ber nicht hoch genug einzusch?tzen ist.

Kathrin Grimm
14.11.2011

 
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Das Buch:

Ingrid Gilcher-Holtey (Hg.): Voltaire. Die Affäre Calas

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Berlin: Insel Verlag 2011
293 S., € 29,90
ISBN: 978-3-458-17481-3

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