Medien & Gesellschaft

Magische Orte

Ägypten fasziniert die Menschen. Pyramiden mit überwältigenden Lightshows, Nilkreuzfahrten im exclusiven Ambiente, Totenkult und die spannende Frage, ob Tutenchamun nun ermordet wurde und wieso man Tote einbalsamiert. Schwarzer Kajal um die Augen, ein bisschen Papyrus an der Wand und schon hat man sich eingestimmt. Wer so denkt, sollte niemals dieses Buch lesen. Wer aber tief im Herzen von einer leisen Sehnsucht nach Ägypten ergriffen ist und viele ungelöste Fragen mit sich herumträgt, wird in diesem Buch erstaunliche Antworten finden.

Vor 25 Jahren erschien das Buch zum ersten Mal. Inzwischen gibt es viele neue Erkenntnisse und Frank Teichmann hat dazu neue Fotos ausgewählt, die seinen Text begleiten. Teichmann geht es nicht darum, Tempel zu fotografieren und mit Inschriften in den typischen Hieroglyphen sein Buch zu illustrieren. Er sucht einen anderen Bezug zu den Menschen im alten Ägypten. Als Schlüssel zur Annäherung dienen ihm die Tempel, die in allen Zeiten für die Menschen die Stätte waren, in denen sie mit Gott in Kontakt treten konnten. Teichmann schildert in seinem sorgsam gestalteten Text, wie die Ägypter des 3. Jahrtausends anhand ihrer spirituellen Erfahrungen Wesen einer höheren Welt kannten und wie diese Erlebnisse im Lauf der ägyptischen Epoche immer mehr schwanden. An ihre Stelle traten die Mysterien, in die ausgewählte Menschen eingeweiht wurden, damit das göttliche Wissen nicht verloren ging. Setzt man diese Erkenntnis nun mit der Botschaft um, die in den Tempeln steckt, kommt man zu ganz neuen Einblicken: die ägyptischen Tempel sind ein Abbild des Wissens von geistigen Welten und vom nachtodlichen Leben.

Das ist es auch, was uns Menschen, ohne dass wir uns dessen bewusst wären, an den Tempeln so fasziniert – das Wissen um das Leben nach dem Tod, das Eingebundensein in einen Glauben, der das gesamte Leben umfasst. Teichmann geht diesen Fragen in den verschiedenen Kapiteln nach. Nach der Einleitung gibt er einen Überblick über die ägyptische Geschichte, dann beschreibt er die äußere Erscheinung der Pyramiden und schildert, welche Rolle sie im Leben der Ägypter spielten. Nachdem er das Weltbild der Ägypter erläutert hat, beschreibt der Autor, der Ägyptologie und klassische Archäologie studiert hat, die Herrscher als Eingeweihte, die Bedeutung der Pyramidenanlagen und ihren Bauprozess. Bis heute stehen wir fassungslos vor riesigen Blöcken, die dort bewegt wurden, unvorstellbar fein und genau haben die Baumeister gearbeitet. Das letzte Kapitel widmet sich den Tempelanlagen des 2. Jahrtausends.

Die Bilder für sich genommen sind schon ein beeindruckendes Erlebnis. Der Text aber führt weit hinaus über jede reine Beschreibung, er öffnet Türen und Horizonte in die geistige Welt hinein und die vielen Zitate aus ägyptischen Schriften, Inschriften und anderen Zeugnissen führen dem Leser vor Augen, welche Schätze hier auf ihre Entdeckung warten. So kann der Leser mit verfolgen, was die Ägypter in ihren Berichten meinten, wenn sie von Erlebnissen und Erfahrungen in der göttlich-geistigen Welt erzählten. Die Beschäftigung mit diesen Fragen kann für uns Menschen heute ein Schulungsweg sein.

csc
02.03.2004

 
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Das Buch:

Frank Teichmann: Der Mensch und sein Tempel: Ägypten

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Stuttgart: Verlag Urachhaus
380 S., € 54,00
ISBN: 3-8251-7422-0-6

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