Medien & Gesellschaft

Tor , Tooor , Toooooor!

Tore sind f?r die sch?nste Nebensache der Welt bekanntlich das Salz in der Suppe. Dass einige Tore aber weit w?rziger daherkommen als andere, liegt in der Natur des Spiels. Manches Tor entscheidet ?ber Wohl und Wehe einer einzigen Saison oder gar einer Fu?ball-Weltmeisterschaft, andere Tore sind einfach so herrlich, dass sie in keiner Zusammenstellung ?ber die Sch?nheit des Fu?balls fehlen d?rfen. Unter dem Titel "Die 100 wichtigsten Tore der Welt" haben die beiden Sportjournalisten Thomas L?tz und Reinaldo Coddou H. eine Auswahl getroffen, die im Titel zwar vorgibt, die wichtigsten Tore zu umfassen, aber doch nicht umhin konnte, auch die sch?nsten Tore mit einzubeziehen, selbst wenn diese von der rein ergebnisorientierten Bedeutung das vorgegebene Kriterium nicht immer erf?llen k?nnen.

Einigt man sich darauf, die hundert erinnerungsw?rdigsten Tore darstellen zu wollen, trifft man bez?glich der Auswahl im vorliegenden Buch den Nagel doch eher auf den Kopf. Der Fu?ball-Kenner wird bereits beim ersten Bl?ttern durch das Buch ob der Selektion anerkennend nicken. Die Expertise der beiden Autoren geht deutlich ?ber das ?bliche Stammtisch-Niveau hinaus, was sich daran verdeutlicht, dass sie einige Tore unter dem Teppich hervorgekramt haben, die dem gemeinen Fu?ball-Fan nicht unbedingt pr?sent sind. So gab es 1969 bei der Qualifikation zur WM 1970 ein Tor durch Pipo Rodriguez im entscheidenden Match zwischen El Salvador und Honduras, das letztlich Ausl?ser war f?r den darauffolgenden "Fu?ballkrieg", einen milit?rischen Konflikt zwischen den beiden verfeindeten mittelamerikanischen Nachbarn.

F?ngt der Leser an, sich selbst zu fragen, welches besondere Tor er denn gerne in diesem Buch sehen w?rde, stellt er schnell fest, dass es bereits enthalten ist, was wiederum beweist, dass den beiden Autoren mit ihrer Auswahl ein sehr repr?sentativer Querschnitt gelungen ist. Dar?ber hinaus beweisen sie auch noch Sinn f?r Humor, indem sie einige "Nicht-Tore" in die Auswahl aufgenommen haben, so z. B. das beim Champions-League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund umgefallene Tor, das f?r einen versp?teten Beginn des Spiels gesorgt hatte, oder auch Frank Lampards Fast-Tor zum 2:2 beim Achtelfinale zwischen Deutschland und England bei der diesj?hrigen Weltmeisterschaft. Letzteres mit einem gewissen Augenzwinkern und vielleicht auch ein wenig Rachegedanken f?r das sogenannte Wembley-Tor im Finale der WM 1966 zwischen eben diesen Gegnern, wobei das Tor zum 3:2 f?r England aus deutscher Sicht immer noch als "Nicht-Tor" gilt, obgleich es z?hlte und somit nat?rlich auch im vorliegenden Buch enthalten ist.

Eine ganz besondere Auszeichnung erf?hrt ein illustrer Kreis von elf Fu?ballern, die sogar mit mehr als einem Tor im Klub der Hundert vertreten sind. Neben den internationalen Gr??en Maradona, van Basten, Iniesta und Pele - Letzterer als einziger mit drei Toren gew?rdigt - sind dies mit dem Adler auf der Brust sieben weitere deutsche Nationalspieler, darunter die Weltmeister "Icke" H??ler, der Bomber der Nation Gerd M?ller, Kaiser Franz Beckenbauer h?chstpers?nlich, Goldfu? Andreas Brehme und der ehemalige Bundestrainer J?rgen Klinsmann. Des Weiteren sind noch Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch und Klaus Fischer, der Meister des Fallr?ckziehers, mit zwei Toren enthalten. Nun wird der Fu?ball-Fan sicherlich sofort dar?ber nachzudenken beginnen, welche Tore der ehemaligen Nationalst?rmer denn gemeint sein k?nnten.

Nat?rlich ist es immer eine Frage des Blickwinkels des jeweiligen Lesers, auf welchen Seiten des Buches sein Herz freudig aufhorchen oder mit Beklemmungen reagieren wird. Der Schmerz von Schalke-Fans wird bereits bei der Vorstellung des zweiten Tores hemmungslos sein, schlie?lich bedeutete 2001 Patrick Anderssons Freisto?-Tor in allerletzter Sekunde das Ende jeglicher Meisterfeiern auf Schalke. ?hnlich wird es Bayern-Fans weiter hinten im Buch ergehen, wenn die unvermeidbare Erw?hnung der beiden Tore Manchester Uniteds in der Nachspielzeit des 99'er Champions-League-Finales folgt. So wird ein jeder Fan durch die Auswahl der Tore polarisiert; gerade noch zu Tode betr?bt wird das n?chste Tor die helle Freude wecken. Enthalten sind nat?rlich auch die entscheidenden Tore der deutschen Nationalmannschaft, die hierzulande bei den Titelgewinnen 1954, 1974, 1980, 1990 und 1996 kollektive Begeisterungsst?rme ausl?sten. Lediglich der EM-Gewinn von 1972 ist nicht durch ein Tor vertreten.

Auf 142 Seiten wird den hundert Toren jeweils eine oder zwei Seiten einger?umt, wobei nur einige wenige, ganz besondere Tore beidseitig pr?sentiert werden, wie z. B. Helmut Rahns Tor zum 3:2 im 54'er Finale eine solche W?rdigung erf?hrt. Ein etwa zwei bis drei Abs?tze umfassender Text begleitet jeweils den Schnappschuss zum Tor, zus?tzlich werden mit Datum, Ort, Spielminute des Tores, Zwischenstand und Endstand noch die Eckdaten zum jeweiligen Spiel aufgef?hrt. Um eine Priorisierung der hundert Tore zu umgehen, hat man zur Bestimmung der Reihenfolge im Buch die alphabetische Anordnung anhand des Nachnamens des Torsch?tzen gew?hlt, so dass das Schm?kern mit Carlos Albertos finalem 4:1 aus dem WM-Endspiel 1970 beginnt und mit Zinedine Zidanes Siegtor aus dem Champions-League-Finale gegen Bayer Leverkusen anno 2002 endet.

Christoph Mahnel
13.12.2010

 
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Das Buch:

Thomas Lötz, Reinaldo Coddou H.: Die 100 wichtigsten Tore der Welt

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Bielefeld: Delius Klasing Verlag 2010
142 S., € 19,90
ISBN: 978-3-768-83219-9

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