Medien & Gesellschaft

Das Zauberwort heißt "Kreativität"

Auf der Kultusministerkonferenz von 2003 wurde beschlossen, dass an Deutschlands Universitäten der Bachelor den vorhergehenden akademischen Grad Magister Artium ablöst. Der Grund hierfür: Die Absolventen können damit im internationalen Vergleich besser mit fremdländischen Mitbewerbern mithalten. Zudem besteht die Hoffnung, dass die deutschen Universitäten im internationalen Ranking auf die vorderen Plätze steigen. Allerdings ist der Weg dahin noch recht weit. Dieser Eindruck manifestiert sich beim Lesen von Wolf Wagners "Tatort Universität". Es sieht so aus, als hätten die deutschen Hochschulen schon versagt, aber Rettung ist in Sicht, wie man spätestens nach dem Zuschlagen des Buches erkennen wird.

Universitäten sind in einem Korsett aus Finanzen, Verwaltung und Gesetzen gezwängt, das ihnen wenige Freiräume ermöglicht und so Einbußen in der Ausbildung zur Folge hat. Die Hörsäle sind so voll, dass Studenten auf der Treppe mitschreiben müssen, Seminarvielfalt kann aufgrund zu weniger Dozenten nicht gewährleistet werden und studienbegleitende Praktika sind vom jeweiligen Studienfach abhängig. Dabei wäre es ein leichtes, frischen Wind in die eingestaubten Hörsäle zu bringen. Kreativität und Innovation sind die Schlüsselbegriffe, die ein erfolgreiches Studium garantieren. Laut Wagner sind für eine kreative Universität zehn Regeln notwendig. Diese umfassen eine veränderte Struktur des Bachelor-Studiums, kreative Problemlösungen in Forschung, Lehre und Lernen und ziehen eine zukunftsorientierte Vereinigung aus Bildung und Unternehmertum in Betracht. In acht Kapiteln geht Wagner auf diese Punkte ein und weist darüberhinaus auf Auswege aus dem derzeitigen desolaten Zustand an Deutschlands Universitäten.

Wolf Wagner wirft in "Tatort Universität" einen schonungslosen Blick auf die Bildungswüste Deutschland und bietet zugleich erfolgreiche Lösungsansätze an. Im Gegensatz zu Elite-Hochschulen wie Harvard, Yale, Cambridge und Oxford ist der Ruf von Deutschlands Universitäten nicht durchgehend positiv. Dabei ist es gar nicht so schwer, etwas dagegen zu unternehmen. Die Änderungen, die Wagner für den derzeitigen Zustand anbietet, könnten kreative Köpfe bestmöglich fördern und so Lernmuffeln eine neue Plattform liefern. Denn ein Studium muss nicht immer von deprimierender Art sein, sondern kann durchaus Spaß machen. Bildung sollte immer mit der Freude an Wissensvermehrung verbunden sein und nie eine lästige Last sein.

Susann Fleischer
19.04.2010

 
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Das Buch:

Wolf Wagner: Tatort Universität. Vom Versagen deutscher Hochschulen und ihrer Rettung

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Stuttgart: Klett Cotta Verlag 2010
188 S., € 16,90
ISBN: 978-3-608-94614-7

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