Medien & Gesellschaft

Ein Blick hinter die Kulissen von Deutschlands TV-Castingshows

Derzeit flimmert jeden Samstagabend Deutschlands erfolgreichste Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (kurz: DSDS) über die Fernsehbildschirme und zieht Millionen Zuschauer magisch an. Noch siebenmal wird mit den Kandidaten gezittert, bis dann endlich unser Superstar 2010 feststeht. Aber was kommt danach? Nach einem steilen Aufstieg folgt meist ein noch tieferer Fall und der Traum vom millionenschweren Superstar zerplatzt wie eine Seifenblase. Zwei, die davon ein Liedchen singen können, sind Markus Grimm und Martin Kesici, die nun in "Sex, Drugs & Castingshows" mit dem Showbiz knallhart abrechnen.

Für eifrige Castingshow-Zuschauer dürften die beiden Autoren keine Unbekannten sein. Markus Grimm war Teil der "Popstars"-Band "Nu Pagadi", Martin Kesici ging bei "Star Search" als Gewinner der Kategorie "Music Act ab 16 Jahren" aus der Sendung. Mittlerweile ist es um die beiden ziemlich ruhig geworden, denn die einst versprochene Karriere überdauerte lediglich eine Staffel und ihr Stern verglühte am Horizont, während ein neuer bereits am Aufsteigen war. Wie sich im Laufe des Buches herausstellt, ist der Grund für dieses "Scheitern" beider Künstler der Umgang mit ihnen als Produkt. Solange sich das Produkt verkaufen lässt und der Gewinn die vorhergehenden Ausgaben mindestens wieder einspielt, wenn nicht gar übertrifft, halten Plattenfirma und Manager zu ihren Schützlingen. Wenn nicht, dann wird man schneller fallen gelassen, als man "Amen" sagen kann. So läuft das Geschäft nun einmal.

Trotz all dieser Nachteile hat ein Leben im Rampenlicht durchaus seine Vorzüge. Man denke nur an die Groupies, die zu einem Schäferstündchen im Hotelzimmer nicht "nein" sagen. Und die zahlreichen Auftritte vor Tausenden begeisterter Fans, für die man der große "Held" ist. Und schließlich sind die Fans der eigentliche Grund für die Künstler, warum sie in aller Herrgottsfrühe aufstehen, sich im Tonstudio die Seele aus dem Leib singen und von einem Fototermin zum nächsten hetzen. Und dabei bleibt etwas zurück: eine große Leere im Herzen, die nichts und niemand aufzufüllen vermag. Aber so ist das in der Showbranche nun einmal: Die Gewinner von heute sind die Verlierer von morgen.

Markus Grimm und Martin Kesici reden in "Sex, Drugs & Castingshows" endlich mal Klartext. Dabei nehmen sie keinen Blatt vor dem Mund und rechnen mit schonungsloser Ehrlichkeit mit Plattenlabels, Firmenbossen und TV-Produzenten ab. Untermauert werden ihre "Statements" durch zahlreiche anekdotenhafte Episoden, Originaldokumente und Kommentare einiger Kollegen, die einst ähnliche Erfahrungen machen mussten. Je mehr man in diese topaktuelle Thematik eindringt, umso schockierter ist man als Leser. Fassungsloses Kopfschütteln bleibt bei der Lektüre genauso wenig aus wie so mancher kleiner Grinser, wenn man den 30-jährigen Kesici als verliebten Teenie erlebt.

In Zeiten von DSDS, Popstars und Co. war solch ein Buch längst überfällig. So manche Enttäuschung könnte nun endlich vermieden werden, denn vielleicht überlegt sich so manches Mädchen, so mancher Junge vor dem Besuch eines offenen Castings, ob es sich wirklich lohnt sich sein Leben aufzugeben, um am Ende wieder bei Null anzufangen.

Susann Fleischer
01.03.2010

 
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Das Buch:

Markus Grimm und Martin Kesici: Sex, Drugs & Castingshows. Die Wahrheit über DSDS, Popstars & Co.

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München: riva Verlag 2010, 3. Auflage
432 S., € 17,90
ISBN: 978-3-86883-023-1

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