Medien & Gesellschaft
Bewegende Momente aus 60 Jahren Staatsgeschichte
Am 23. Mai 2009 feierte die Bundesrepublik Deutschland ihren 60. Geburtstag. In diesen 60 Jahren erlebte sie viele Highlights, aber auch so manchen Tiefpunkt. Besonders nach Ende des Zweiten Weltkrieges war eine politische Neuorientierung notwendig. Dabei zeichneten sich zwei Entwicklungen ab: die Gründung der Bundesrepublik Deutschland aus den britischen, US-amerikanischen und französischen Besatzungszonen sowie die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik aus der sowjetischen Besatzungszone. Es entwickelten sich zwei grundverschiedene Staaten, die aber durch eine gemeinsame Vergangenheit miteinander verbunden waren. Die Teilung löste sich erst mit dem Mauerfall Anfang November 1989. Alle bewegenden Momente sind nun in dem Buch "Mein, dein, unser Deutschland" festgehalten.
Das Buch beginnt mit der Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen und dem damit verknüpften ersten historischen Ereignis: der Berliner Blockade. Die ersten Seiten konzentrieren sich im hohen Maße auf Begebenheiten nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich die Bundesrepublik erst herausbildete. Es geht unter anderem um den unterschiedlichen Gründungsgang beider deutscher Staaten und um den Volksaufstand von 1953 in Ostberlin. Von tragender Rolle sind zudem die Gefahr eines Kalten Krieges, der Bau der Berliner Mauer 1961 und die Ära Honecker. Hervorgehoben werden immer wieder die grundverschiedenen Entwicklungstendenzen beider deutscher Staaten, denn während die BRD eine Demokratie mit freier Marktwirtschaft war, entwickelte sich die DDR zu einer Diktatur mit zugehöriger Planwirtschaft.
Aber nicht nur die Politik spielt in "Mein, dein, unser Deutschland" eine Rolle, auch andere bedeutende historische Ereignisse werden eingehend beleuchtet. Da sind beispielsweise das Wunder von Bern, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1954 die Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz gewann, die Verteidigung auf das Recht der Pressefreiheit aufgrund der Spiegel-Affäre 1962, das freiheitsliebende Leben der "Swinging Sixties" und andere gesellschaftskulturelle Ereignisse. Auf diese Weise erhält der Rezipient nicht nur Einblick in die Politik eines Staates, auch die Gesellschaft bekommt den ihr zustehenden Anteil in diesem Buch. Nur so kann man sich einen umfangreichen Überblick verschaffen, um sich eine Meinung zu bilden.
Der Herausgeber Steffen Seibert, Moderator der ZDF-Sendung "heute", schaltet sich gleichfalls in "Mein, dein, unser Deutschland" ein, wenn er seinen persönlichen Kommentar zu den einzelnen Themen abgibt und bei problematischen Inhalten Expertenmeinungen einholt, die hypothetische Handlungsverläufe nachzeichnen. Zudem kommen junge Erwachsene zu Wort, wenn ihre Meinung bezüglich einer Frage von Bedeutung ist. An dieser Stelle werden jeweils zwei Meinungen als Pro und Kontra gegenübergestellt, sodass jeder sich seine eigene Meinung bilden kann. Auf einer unten durchlaufenden Leiste, dem "Epochenticker", wird aufgezeigt, was abseits der politischen Bühne alles in Deutschland geschah. Zahlreiche Fotos unterstreichen den Text, der nur einen kleinen Ausschnitt aus über einem halben Jahrhundert Staatsgeschichte geben kann. Das Buch eignet sich aufgrund seines Sprachstils und der vielen Erläuterungen sowohl für jüngere als auch bereits erwachsene Leser, die sich weiterbilden möchten.
Leider endet das Buch mit dem Mauerfall im Jahre 1989, sodass man den Eindruck gewinnen könnte, dass danach nichts Bedeutendes mehr in Deutschland geschah. Obwohl dies nicht der Fall ist. Man mag nur an die Diskussion denken, ob Deutschland sich am Irakkrieg beteiligen soll oder eher nicht, oder die Wahl von Angela Merkel zur ersten weiblichen Bundeskanzlerin Deutschlands. Da bietet sich womöglich ein zweiter Band an.
Susann Fleischer
15.06.2009