Medien & Gesellschaft

Dem wahren Wesen Gottes auf die Spur kommen

In diesem komplexen Werk erfährt der Leser Kapitel für Kapitel, was in den ersten fünf Büchern Mose berichtet wird, von der Genesis ("Im Anfang") über den Exodus ("Auszug"), den Levitikus ("Anbetung"), die Numeri ("Volkszählung") bis hin zum Deuteronomium ("Wiederholung des Gesetzes").

Minutiös und differenziert analysiert der bibelkundige Autor Kapitel für Kapitel. Dabei beleuchtet er den historischen und soziokulturellen Hintergrund, geht auf einzelne Gepflogenheiten zur damaligen Zeit ein und erläutert relevante hebräische Begriffe. Zahlreiche Widersprüchlichkeiten lassen einen ebenso diskrepanten wie grausamen, rachsüchtigen und wenig glaubwürdigen Gott erkennen, der unaufhörlich danach eifert, (sich selbst?) seine eigene Autorität zu beweisen. Friedrich Wagners Fazit: "Es gibt keinen Gott. Denn wenn es ihn gäbe, wäre er ganz anders. Nicht so wie der aus der Bibel."

Generell ist er der Meinung, dass die Bibel ursprünglich nicht unbedingt für Theologen geschrieben wurde, "nicht für Päpste, Kardinäle oder Bischöfe, eher schon für einfache Pfarrer und einfältige Prediger, wahrscheinlich hauptsächlich für normale Menschen, die nicht weiter nachdenken wollen. Vielleicht wurde sie niedergeschrieben, um sie den Analphabeten oder kleinen Kindern vorzulesen, die auch an das Christkind glauben und es normal finden, dass ein Krokodil im Kasperletheater sprechen kann."

Umso wichtiger ist es, sämtliches, was uns - im wahrsten Sinne des Wortes - vor Augen gehalten wird, nicht bedenkenlos zu "konsumieren", sondern bedacht zu "reflektieren", um nicht Gefahr zu laufen, das "Wort" zu missbrauchen, sei es aus Unwissenheit oder aus Kalkül, wie es in der Vergangenheit häufig praktiziert wurde und - leider Gottes (!) - immer noch praktiziert wird. Unter Bezugnahme auf konkrete politische Ereignisse weist der Autor in seinem Buch dezidiert darauf hin:

"Mit der Zunahme der islamischen Bevölkerung in Europa wird in Fernsehdiskussionen gern die Bibel herangezogen, um Vergleiche mit dem Koran anzustellen. Die Untaten, die im Koran teilweise als Gesetz vorgeschrieben sind, fänden sich doch auch in der Bibel. Das ist zwar zum Teil richtig, aber auf keinen Fall kann man die christliche Bibel als Rechtfertigung für Mord und Totschlag heranziehen. Die Bibel ist nicht von Gott geschrieben und sie ist kein Gesetzbuch. Für Selbstmordattentäter also völlig ungeeignet."

Stattdessen spricht sich Friedrich Wagner für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit aus, das es würdevoll und in Eigenverantwortung zu gestalten gilt, denn Freiheit hat immer auch etwas mit Verantwortung zu tun. - Und ist es nicht das, wonach wir alle trachten und streben?

Alexandra Eryigit-Klos 
22.06.2020

 
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Das Buch:

Friedrich R. Wagner: Was tatsächlich in der Bibel steht

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Offenbach am Main: August von Goethe Literaturverlag 2019 308 S., € 18,80 ISBN: 978-3-8372-2262-3

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