Medien & Gesellschaft

Das Abenteuer Raumfahrt auf gut 900 Buchseiten

Es ist der 20. Juli 1969, um exakt 21.56:15 Uhr (bzw. am Morgen des 21. Juli um 03.56:15 MEZ). Neil Armstrong spricht die wohl berühmtesten Worte der Geschichte: "Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit." Damals saßen geschätzt 500 bis 600 Millionen Menschen weltweit an den TV-Bildschirmen. Die Mondlandung wurde als Medienereignis gefeiert. Aber bis dahin war es ein langer und schwerer Weg. Er begann mit der Katastrophe von Apollo 1, als die Besatzung bei einem Brand in der Kapsel ums Leben kam, eigentlich noch früher mit den Sowjets. Die Geschichte kann man in Norman Mailers "MoonFire" und James Donovans "Apollo 11" en détail nachlesen. Und kommt dabei aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Durch den Start von Sputnik 1 im Jahre 1957, die erste unbemannte harte Mondlandung 1959 durch Lunik-2 und den ersten bemannten Raumflug von Juri Gagarin 1961 war die Sowjetunion zu Beginn des Raumfahrtzeitalters zur führenden Raumfahrtnation aufgestiegen. Der US-Präsident John F. Kennedy gab 1961 vor dem Kongress in Washington in Versprechen ab, noch vor dem Ende des Jahrzehnts einen Amerikaner auf dem Mond landen zu lassen. Acht Jahre später, in geradezu Rekordzeit, wurde aus Science-Fiction Wirklichkeit. Die drei Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins gingen mit diesem Unternehmen in die Annalen ein. Und man ist ganz nah dabei, fast schon mittendrin im Geschehen dank dem Taschen Verlag und der Deutschen Verlags-Anstalt.

"MoonFire": ein Bildband, der alles andere glatt in den Schatten zu stellen vermag

Am 20. Juli 1969 betrat der Mensch zum ersten Mal einen anderen Himmelskörper. Zum 50. Jahrestag der Mondlandung lässt der Taschen Verlag mit einer Jubiläumsausgabe von "MoonFire" dieses Jahrhunderterlebnis wieder lebendig werden. Beinahe ist es, als wäre man tatsächlich dabei. Jahre fieberhafter Arbeit, ein Stab von 400.000 Ingenieuren und Wissenschaftlern, ein Etat von 24 Milliarden Dollar und die gewaltigste Rakete, die je auf Erden gezündet worden war, ermöglichten schließlich ein noch nie da gewesenes Schauspiel, das von Millionen Menschen auf der ganzen Welt gebannt verfolgt wurde. Und niemand erzählte dieses spektakuläre Abenteuer besser als der zweimalige Pulitzer-Preisträger Norman Mailer.

Als Großmeister der literarischen Reportage war Norman Mailer von der Zeitschrift "Life" beauftragt worden, über den Flug zum Mond in einer dreiteiligen Essayserie zu berichten - für ein dem Anlass angemessen fürstliches Honorar. Mailer, der über einen elektronischen Schaltkreis genauso packend schreiben konnte wie über die gesellschaftlichen Hintergründe eines Ereignisses und die Psychologie der beteiligten Akteure (die eigenen Befindlichkeiten stets eingeschlossen), gelang mit "Auf dem Mond ein Feuer" ein furioses Meisterwerk, das brillante Porträt einer Epoche, ihrer Obsessionen und ihres größten Spektakels.

Illustriert wird diese Jubiläumsausgabe von "Moonfire" mit Hunderten von Fotografien und Plänen aus dem Fundus der NASA, aus Zeitschriftenarchiven und Privatsammlungen. Das Vorwort schrieb der Schriftsteller Colum McCann, führende Apollo-11-Experten steuerten die Bildlegenden bei, die die Geschichten hinter den Bildern erzählen und technische Details erläutern.

"Apollo 11. Der Wettlauf zum Mond und der Erfolg einer fast unmöglichen Mission": Sachliteratur, von der einem ganz atem- und sprachlos wird

In der Nacht vor seinem Flug zum Mond rechnete Neil Armstrong die Chancen aus, die er, Buzz Aldrin und Michael Collins hatten, um lebend zur Erde zurückzukehren. Fifty-Fifty, dachte er. Andere Experten hingegen, darunter auch Wissenschaftler und Techniker der NASA, sahen die Sache weitaus weniger optimistisch: 5 zu 1, sagten sie, dass die Männer nicht zurückkommen. Oder sogar 10 zu 1. Apollo 11 war die unmögliche Mission, ihr Scheitern wahrscheinlicher als ihr Erfolg. Pünktlich zum Jahrestag erzählt der Journalist und Historiker James Donovan die Geschichte der Mondlandung in allen spannenden Details noch einmal neu und legt dabei auch viel Gewicht auf die menschliche Seite. Entstanden ist ein mitreißendes und reich bebildertes Sachbuch.

Donovan erzählt die lange und wendungsreiche Geschichte, bis es zu diesem technologischen Durchbruch kam, beginnend mit den deutschen Raketentechnikern um Wernher von Braun, die sich gegen Kriegsende nach Westen absetzten. Ihr Know-how sollte sich als wertvoll für den Wettlauf ins All erweisen, den sich die Supermächte in den nächsten Jahrzehnten lieferten. Donovans akribisch recherchierte Darstellung lässt uns Anteil nehmen: sowohl an den Ingenieurleistungen, die eines der letzten utopischen Großprojekte der historischen Moderne auf die Beine stellen halfen, als auch an dem persönlichen Blickwinkel der Beteiligten, wodurch die menschlichen Tragödien und Triumphe unmittelbar nachvollziehbar werden.

Zwei Bücher - eine unvergleichliche Reise zum Mond, und die in beeindruckender Fotoqualität und mit Infos, die so nirgendwo sonst nachzulesen sind

Es gibt kaum ein größeres Lesehighlight zum Thema "Raumfahrt", speziell zur Apollo-11-Mission, als die beiden vorliegenden Werke. Vor der Meisterleistung der beiden Autoren Norman Mailer und James Donovan kann man nicht anders, als einfach nur den Hut zu ziehen. Es gibt mit "MoonFire" und "Apollo 11. Der Wettlauf zum Mond und der Erfolg einer fast unmöglichen Mission" nichts Vergleichbares im Bücherregal. Was man mit den Büchern in die Hände kriegt, ist Sachunterhaltung von solcher Genialität, dass es einen kurz nach dem Aufschlagen glatt umhaut. Damit nicht genug: Hier erfährt man darüber hinaus Details der überraschenderen Sorte. Solche Ausnahmeliteratur lohnt eine Entdeckung, egal zu welchem Preis!

Für Fans ist Norman Mailers "MoonFire" DAS Nonplusultra im Bücherregal. Das liegt vor allem an den Fotografien. Man betrachtet diese und vergisst die Welt vollkommen um sich herum. Mindestens ebenso grandios sind aber auch die Texte aus James Donovans Feder. Durch deren "Plauderton" wird einem Wissen umso eindrücklicher präsentiert. Aber obwohl beide Bücher so grundverschieden sind, haben sie eine Gemeinsamkeit: Man muss sie haben, unbedingt!

Susann Fleischer 
01.07.2019

 
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Das Buch:

Norman Mailer: MoonFire - Die legendäre Reise der Apollo 11. Aus dem Amerikanischen von Anke Burger, Dirk van Gunsteren

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Köln: Taschen Verlag 2019 348 S., € 40,00 ISBN: 978-3-8365-7114-2

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James Donovan: Apollo 11. Der Wettlauf zum Mond und der Erfolg einer fast unmöglichen Mission. Aus dem Englischen von Hainer Kober

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München: DVA 2019 544 S., € 28,00 ISBN: 978-3-421-04715-1

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