Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Biographie

Schutz eines Schutzlosen

Henner Voss mag Bernward Vesper. Allem Gegens?tzlichen zum Trotz. Auch Gegens?tze machen Gemeinsames m?glich. Bernward Vesper mochte Henner Voss. Mehr noch als der Voss den Vesper. Der unb?ndig und unabh?ngig auftretende Vesper war ein Abh?ngiger, ?ngstlicher, Anh?nglicher. Der Ungesch?tzte suchte und brauchte Schutz. Ein Schutzloser war der Junge als Kind des Nazi-Schriftstellers Will Vesper. Ein Schutzloser ist der Mann, der mit Gudrun Ensslin liiert ist. Wenn, dann bot dem ?dissozialen? Qu?lgeist und intellektuellen Querulanten die Freundschaft mit Voss Schutz. Wie die gemeinsamen, vier Jahrzehnte zur?ckliegenden Tage waren, was das Freundschaftliche in der Begegnung, das Dauernde der Freundschaft hat Henner Voss im nun publizierten Erinnerungsbuch ?Vor der Reise? mitgeteilt.

Langsam gelesen, ist das Buch in zwei Stunden gelesen. Um die ist es wahrlich nicht schade. Voss erz?hlt von Momenten des Lebens, die er im Moment des Erlebens mehr oder weniger verflucht hat. Von Momenten des regsten, heftigsten, st?rksten Lebens. Wieder und wieder ausgel?st, inszeniert von Bernward Vesper, der absichtsvoll, unabsichtsvoll als exaltierter Extremist auftrat und so gesehen wurde. Voss? Erinnerungen, frei von Erkl?rungen und Verkl?rungen, erkl?ren durch straff geschilderte Ereignisse von der Z?hmung ? oder nicht ? des Widerspenstigen. Der Erinnernde erz?hlt Episoden, keine Lebensgeschichten. Auch so w?chst das Interesse an den Biographien von Vesper und Voss, nicht jedoch das Verlangen, jedes Detail zu erfahren. Mit Sinn f?rs Anekdotische wiedergegeben, ist die anziehend-absto?ende Freundschaft voll der Fragen, die unbeantwortet bleiben. Weil der Autor keine Antworten hat, haben kann, geben will. Kein ?bles Gef?hl, mit den Fragen allein zu sitzen. So sind sich Leser, Henner Voss und Bernward Vesper l?nger nah. Vereint durch die Fragen: Weshalb mag ich die, mag ich den? Weshalb diese Freundschaft, weshalb jene? Oder auch nicht.

Bernd Heimberger
04.09.2005

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking